Abgasvorschriften Fiat zahlt Tesla offenbar Hunderte Millionen für CO2-Ablasshandel

Zum Portfolio von Fiat Chrysler gehören viele spritdurstige Autos. Die Emissionsvorschriften der EU haben den Hersteller einem Bericht zufolge veranlasst, einen teuren Deal mit Tesla einzugehen.
Für den Konzern ein CO2-Problem: Dodge Challenger Hellcat SRT. Mit 6,2 Liter-V8-Motor

Für den Konzern ein CO2-Problem: Dodge Challenger Hellcat SRT. Mit 6,2 Liter-V8-Motor

Foto: JAKUB KACZMARCZYK/EPA-EFE/REX

Um die strengen Abgasvorschriften der EU erfüllen zu können, will Fiat Chrysler offenbar Hunderte Millionen Euro an Tesla zahlen, berichtet die "Financial Times" ("FT") am Sonntag. Mit dem Deal wolle der italienisch-amerikanische Konzern sicherstellen, dass er die Elektroautos des amerikanische Elektroauto-Pioniers rechnerisch zu seiner Fahrzeugflotte zählen kann.

Mit Hilfe dieser kostspieligen Geschäftskonstruktion könne Fiat Chrysler die durchschnittlichen Kohlendioxidemissionen seiner Autos auf ein zulässiges Niveau senken, hieß es in der "FT". Ab 2020 schreibt die EU für Neufahrzeuge einen CO2-Grenzwert von 95 Gramm pro Kilometer vor.

Dieser muss allerdings nicht von jedem Fahrzeug, sondern nur im Durchschnitt aller Fahrzeuge eines Herstellers erreicht werden. Der hohe CO2-Ausstoß spritdurstiger SUVs beispielsweise lässt sich also mit den Null-Emissionen von Elektroautos gegenrechnen.

Der Fiat-Chrysler-Konzern hat Marken wie Alfa Romeo und Ferrari sowie Dodge und Jeep in seinem Portfolio. Der "FT" zufolge hat das Unternehmen bereits am 25. Februar einen sogenannten "offenen Pool" mit Tesla gebildet. Das gehe aus einer Erklärung an die Europäische Kommission hervor. Tesla und Fiat Chrysler waren zunächst nicht für eine Stellungnahme erreichbar.

Hersteller dürfen Emissionen gegenrechnen

Fiat Chrysler steht - wie andere Hersteller auch - wegen der verschärften Abgasvorschriften der EU unter Druck. Im Gegensatz zu einigen Konkurrenten hat der italienisch-amerikanische Autobauer erst wenige Elektro- und Hybridautos im Angebot.

Die EU erlaubt es Autoherstellern, die Emissionen der Fahrzeuge verschiedener Marken gegeneinander aufzurechnen. Die "FT" gibt den VW-Konzern als Beispiel an, weil dieser die Emissionen von VW, Seat und Skoda mit jenen von Porsche und Audi verrechnen kann.

Zuletzt hatten sowohl Fiat Chrysler als auch Tesla die Börsen enttäuscht. So hatte Tesla im ersten Quartal mit rund 63.000 Autos deutlich weniger Fahrzeuge ausgeliefert als Experten erwartet hatten. Das war ein Rückgang von 31 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Tesla hatte zu Jahresbeginn Probleme, den Beginn der Auslieferungen des Model 3 nach Europa und China zu stemmen. Fiat Chrysler hatte Anfang Februar mit einem schwachen Ausblick auf das laufende Jahr die Erwartungen von Analysten enttäuscht.

brt/Reuters
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