Zinstief
Deutsche Finanzaufseher sehen noch keine Immobilienblase
Niedrige Zinsen treiben immer mehr Anleger zum Immobilienkauf, der Wohnungsmarkt heizt sich auf. Finanzwächter kommen nun dennoch zum Schluss: Deutschland droht keine Immobilienblase, zumindest vorerst.
Villen in Hamburg-Harvestehude (Archiv): Gefahr der "Übertreibungen bei den Vermögenspreisen"
Foto: Ulrich Perrey/ picture alliance / dpa
Berlin - Für Sparer sind harte Zeiten angebrochen - jedenfalls für solche, die auf das klassische Sparbuch setzen. Wegen niedriger Zinsen werfen Bankanlagen kaum noch Gewinne ab und so legen immer mehr Menschen Geld in Immobilien an. Trotz dieses Trends gibt es nach einer Einschätzung des Ausschusses für Finanzstabilität in Berlin jedoch in Deutschland bislang keine Anzeichen für eine drohende Immobilienblase.
Die Stabilitätswächter schreiben in ihrem ersten Jahresbericht an den Bundestag, bisher sei noch keine Spirale aus Preiserhöhungen, steigender Verschuldung und Lockerung der Kreditbedingungen festzustellen. Dies ergebe sich aus einer Analyse des Gremiums für den Zeitraum zwischen Januar 2013 und März 2014. Zu dem Ausschuss zählen die Spitzen des Finanzministeriums, der Bundesbank und der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin).
Das Geschehen am Wohnungsmarkt muss den Aufsehern zufolge jedoch weiter beobachtet werden: Denn den Nährboden für Risiken bei der Finanzstabilität bildeten niedrige Zinsen und eine großzügige Kreditvergabe.
Niedriges Zinsniveau: Risiko für Finanzstabilität
Nach einer Studie des Internationalen Währungsfonds (IWF) sind die Preise für Häuser in Deutschland allein 2013 im Vergleich zum Vorjahr um rund fünf Prozent gestiegen. Entwicklungen wie diese sehen manche Finanz-Experten weniger gelassen als der Ausschuss für Finanzstabilität - und warnen vor den Gefahren einer Spekulationsblase. "Wenn wir dauerhaft niedrige Zinsen haben, kann es sehr leicht zu Übertreibungen bei den Vermögenspreisen kommen", sagte der Wirtschaftsweise Volker Wieland mit Blick auf die Senkungen der Leitzinsen. Im Gegensatz zum US-amerikanischen Immobilienmarkt, der 2007 zusammengebrochen war, würden deutsche Anleger ihre Investitionen in Wohnungen oder Häuser jedoch nicht über Kredite finanzieren.
Die Aussagekraft von bundesweiten Durchschnittswerten zum Anstieg von Immobilienpreisen hält der Stabilitätsausschuss für begrenzt - zu stark weichen die regionalen Entwicklungen ab. Bei Wohnimmobilien sei in ganz Deutschland nur ein moderater Anstieg zu verzeichnen. Zwar hätte sich in Städten seit 2010 eine allgemeine Preisdynamik herausgebildet. Inzwischen habe sich diese Entwicklung verfestigt und nicht weiter beschleunigt.
Das Gremium warnte aber vor einer Reihe "akuter und latenter Risiken" für die Finanzstabilität in Deutschland: Hierzu zählen neben dem niedrigen Zinsniveau auch die zunehmende Bedeutung von Schattenbanken oder Kreditausfälle in Euro-Schuldenländern.