Kriselnde Wäschemarke Finanzinvestor übernimmt bei Victoria's Secret

Protest gegen Victoria's Secret am 14. Februar: Die Marke hat sich zum Problemfall entwickelt
Foto: SPENCER PLATT/ AFPDie kriselnde Unterwäschemarke Victoria's Secret bekommt einen neuen Mehrheitseigner. Die Beteiligungsgesellschaft Sycamore Partners erhält für 525 Millionen Dollar die 55-prozentige Mehrheit. Die restlichen 45 Prozent bleiben beim bisherigen Mutterkonzern L Brands, teilten die Unternehmen in Columbus mit. Insgesamt werde Victoria's Secret dadurch mit 1,1 Milliarden Dollar bewertet.
L Brands umstrittener Chef Leslie Wexner wird von seinem Amt zurücktreten, sobald die Transaktion abgeschlossen ist. Er soll aber einen Posten im Verwaltungsrat behalten. Der 82-jährige Wexner hatte L Brands 1963 gegründet und 1982 Victoria's Secret übernommen. Ihm wurde zuletzt eine frauenfeindliche und sexistische Unternehmenskultur vorgeworfen. Außerdem stand er in der Kritik für seine Verbindungen zu dem im August im Gefängnis gestorbenen Finanzmann Jeffrey Epstein, der wegen Kindesmissbrauchs verurteilt wurde.
Vom Aushängeschild zum Problemfall
Die Marke Victoria's Secret hat sich beim Mutterkonzern L Brands seit Längerem vom Aushängeschild zum Problemfall entwickelt. Kritiker werfen Victoria's Secret immer wieder mangelnde Vielfalt in der Auswahl seiner Models sowie die Behandlung von Frauen als Sexobjekt vor. Berichte über Belästigungsvorwürfe gegen Manager brachten die Unterwäschemarke zuletzt weiter unter Druck.
Jahrelang hatte das Label extrem aufwendige und glamouröse Modenschauen mit leicht bekleideten Topmodels veranstaltet. Im Zuge der MeToo-Bewegung erklärte es im November 2019 das Ende dieser Shows. In jüngster Zeit gingen die Umsätze bei Victoria's Secret deutlich zurück, der Wert der Aktie fiel auf ein Viertel der Höchstmarke von 2015.
L Brands konzentriert sich künftig auf die schnell wachsende Parfüm- und Seifenkette Bath & Body Works. Deren Chef Andrew Meslow werde die Nachfolge von Wexner antreten. An der Börse verlor die L-Brands-Aktie, die zuletzt wegen der Spekulationen über den bevorstehenden Verkauf von Victoria's Secret kräftige Gewinne verbucht hatte, gut 7,2 Prozent.