Wegen Unklarheiten in der Bilanz musste der Dax-Konzern Wirecard die Vorlage seines Jahresabschluss für das vergangene Jahr verschieben - bereits zum zweiten Mal. Die Aktie stürzte dramatisch ab, und auch der Platz als Dax-notiertes Unternehmen ist gefährdet. Es geht um die Existenz von Bankguthaben in Milliardenhöhe, für die nach Angaben der Abschlussprüfer von Wirecard keine ausreichenden Prüfungsnachweise vorlägen. Das Unternehmen selbst erstattete Anzeige gegen Unbekannt - wegen Betrugsverdachts. Firmenchef Markus Braun gab am Donnerstagabend auf dem firmeneigenen YouTube-Kanal eine Stellungnahme ab.
Markus Braun, Firmenchef Wirecard AG
Wir sind von unserem Abschlussprüfer EY in Deutschland darüber informiert worden, dass ein Bestätigungsvermerk für den Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2019 aufgrund unberechtigter Bankbestätigungen weitere Prüfungshandlungen erfordert. Dies ist auf Mitteilungen von zwei Banken, die Treuhandkonten verwalten, an den Wirtschaftsprüfer EY zurückzuführen. Die beiden Banken haben nach einem Treuhänder wechseln seit 2019 die Verwaltung der Treuhandkonten übernommen. Beide Banken haben ein Investment Grade Rating von Moody's oder S&P. Laut EY gibt es Hinweise darauf, dass den Wirtschaftsprüfern von einem Treuhänder oder aus dem Bereich dieser Banken zu betrügerischen Zwecken falsche Seiten Bestätigungen vorgelegt wurden. Der Treuhänder, der seit 2019 mandatiert ist, steht in ständigem Kontakt mit den Banken und der Wirecard AG. Es ist derzeit unklar, warum die beiden Banken dem Wirtschaftsprüfer gegenüber erklärt haben, dass die Bestätigungen gefälscht sind. Der Treuhänder hat der Wirecard AG angekündigt, dass er den Sachverhalt kurzfristig mit den beiden Banken, die die Treuhandkonten verwalten, klären wird. Es kann derzeit nicht ausgeschlossen werden, dass die Wirecard AG in einem Betrugsfall erheblichen Ausmaßes zum Geschädigten geworden ist.
Sollte der Konzern auch an diesem Freitag keinen testierten Abschluss präsentieren, droht die Kündigung von Krediten in Höhe von etwa zwei Milliarden Euro. Der Zahlungsdienstleister wird schon seit einigen Monaten mit Bilanzfälschungsvorwürfen konfrontiert.