Hauptstadt-Airports Mehdorn heizt Diskussionen über Flughafen Tegel an

Mehdorn mit Berlins Bürgermeister Wowereit: "Das muss man sich anschauen"
Foto: Hannibal Hanschke/ dpaBerlin - Nonstop von Berlin nach Chicago: Am Samstag startete in der Hauptstadt am Flughafen Tegel der erste Direktflug von Air Berlin in die US-Metropole. Die Zeremonie nutzte Flughafenchef Hartmut Mehdorn dafür, erneut für eine Zukunft des Airports Tegel zu werben. "Das hat Pro und Contra, man muss es sich anschauen", sagte er dem "Tagesspiegel". Die Beschlüsse, den neuen Hauptstadtflughafen zu bauen und Tegel spätestens ein halbes Jahr nach dessen Start zu schließen, seien unter anderen Voraussetzungen gefallen. "Man muss darüber reden."
Mehdorns Vorstoß überrascht. Immerhin war er bereits vor zwei Wochen mit dem gleichen Ansinnen abgeblitzt. Im Brandenburger Landtag hatte er gefragt: "Muss man Tegel wirklich schließen, oder kann man nicht die Last ein bisschen gleich auf die Stadt verteilen?" Recht deutlich wies ihn damals Matthias Platzeck, Ministerpräsident und Chefaufseher des Großflughafens, zurecht und klärte ihn über die Rechtslage auf: Laut Planfeststellung müsse Tegel ein halbes Jahr nach der Inbetriebnahme des Neubaus schließen.
Auch Verkehrsminister Peter Ramsauer hält nach eigenen Angaben einen Erhalt von Tegel für ausgeschlossen. "Alle Verfahren sind abgeschlossen und höchstrichterlich bestätigt. Die Beschluss- und Rechtslage ist aus unserer Sicht heute noch eindeutig", sagte Ramsauer der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Die Debatte über ein Offenhalten von Tegel eröffne "nur neue Gefechtsfelder, die wir derzeit nicht brauchen".
Mehrheit der Berliner für Erhalt von Tegel
Die Berliner hängen indes mehrheitlich an ihrem alten Flughafen. Erneut sprach sich in einer Umfrage deutlich mehr als die Hälfte der Bevölkerung für den Erhalt von Tegel aus. In einer Befragung des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag der "Berliner Zeitung" waren 69 Prozent dafür. Vor etwa einer Woche berichtete bereits die "Bild"-Zeitung in einer ähnlichen Umfrage, dass 60 Prozent der Hauptstädter den alten Flughafen im Westen der Stadt behalten wollen.
Dass sich zahlreiche Bürger für den Erhalt von Tegel ausgesprochen haben, zeige, dass der Flughafen "irgendetwas Besonderes hat", sagte Berlins Regierender Bürgermeister, Klaus Wowereit (SPD), laut "Tagesspiegel". "Alle schätzen natürlich die kurzen Wege, das ist nach wie vor eine hohe Attraktivität. Aber trotzdem, er platzt aus allen Nähten und deshalb brauchen wir den neuen Flughafen", sagte der SPD-Politiker der Zeitung.
Auch der frühere Berliner Flughafenchef Hans-Henning Romberg schaltete sich in die Debatte über Tegel ein. Als "Airport One" könnte der Standort für Flieger der Bundesregierung mit Gastrechten für Geschäftsflieger genutzt werden, sagte er dem "Tagesspiegel". Dies würde auch nicht dem Planungsbeschluss widersprechen, der nur für die zivile Nutzung gelte. Romberg ist Geschäftsführer des Interessenverbands der Geschäftsflieger (GBAA).
Am Hauptstadtflughafen ruhen die Bauarbeiten indes weitgehend. Es wird damit gerechnet, dass es frühestens im August weitergeht. Nach Informationen der "Wirtschaftswoche" müsse zuvor auch noch eine Einigung mit den Baufirmen gefunden werden. Diese haben noch Forderungen an die Flughafengesellschaft. Flughafensprecher Ralf Kunkel wollte den Bericht am Sonntag nicht kommentieren. Mehdorn müsse sich erst ein Bild machen.