Berliner Pannenflughafen Zu ehrliches Interview - BER-Pressesprecher gefeuert

"Versenkte Milliarden", "zu viel verbockt", "scheiße gelaufen": In einem Interview hat der BER-Pressesprecher Klartext gesprochen - wohl zum letzten Mal in dieser Funktion. Er wurde umgehend freigestellt.
Freigestellter BER-Pressesprecher Abbou

Freigestellter BER-Pressesprecher Abbou

Foto: Michael Kappeler/ dpa

Das ist wohl mit der Floskel "kein Blatt vor den Mund nehmen" gemeint: Der Pressechef des Berliner Flughafens BER, Daniel Abbou, hat dem "PR Magazin" ein Interview gegeben, das mit dem Begriff freimütig noch zurückhaltend umschrieben ist. "Die Berliner und Brandenburger haben ein Recht zu sehen, wo ihre Milliarden versenkt worden sind", sagte Abbou unter anderem laut dem "Tagesspiegel". Diese Offenheit hat Konsequenzen. Abbou ist von seinem Posten freigestellt worden, wie die Flughafengesellschaft mitteilte.

"Das Interview von Herrn Abbou mit dem 'PR Magazin' ist nicht mit der Geschäftsführung abgestimmt", begründete Flughafenchef Karsten Mühlenfeld die Entscheidung.

So lesen sich die Passagen aus dem Interview denn auch. Etwa, wenn es um den bisherigen Umgang des BER mit den unzähligen Pannen und Eröffnungsverschiebungen geht. "Früher wurde meist gesagt: Nein, es ist alles gut. Das ist Bullshit. Bekenne dich dazu, wenn etwas scheiße gelaufen ist", sagte Abbou laut "Tagesspiegel". Dazu habe "die alte Flughafencrew zu viel verbockt, dafür sind zu viele Milliarden in den Sand gesetzt worden".

"Meinen Kopf auf die Tischplatte geschlagen"

Auch zu einem möglichen neuen Eröffnungstermin, den die Gesellschaft noch in diesem Monat nennen will, äußerte sich Abbou offen. Ob es noch im Jahr 2017 klappe? "Ich verspreche Ihnen: Wenn ichs weiß, wisst ihrs auch. Mein Technikchef hält weiter daran fest, dass es eine Chance gibt, 2017 einzuhalten. Und wenn er das glaubt und mir das auch kommuniziert, dann ist es so", sagte der Pressesprecher laut "Tagesspiegel". Aber: "Glauben Sie mir, kein Politiker, kein Flughafendirektor und kein Mensch, der nicht medikamentenabhängig ist, gibt Ihnen feste Garantien für diesen Flughafen."

Abbou kritisierte seinen Chef Mühlenfeld ebenfalls unmissverständlich, vor allem wegen dessen unglücklichen Agierens in der Öffentlichkeit. Er habe "sehr mit der Stirn gerunzelt", als er erfahren habe, dass Mühlenfeld die Veröffentlichung eines Rechnungshofberichts zum BER in der Presse per Brief habe verhindern wollen. Später habe er seinen "Kopf auf die Tischplatte geschlagen", als Mühlenfeld den Rechnungshof um Aufklärung darüber bat, wie der Bericht zur Presse gelangt sei, zitiert der "Tagesspiegel" aus dem Interview.

fdi/dpa
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