Russischer Investor muss warten Verkaufsentscheidung von Regionalflughafen Frankfurt-Hahn vertagt

Im Poker um den insolventen Hunsrück-Flughafen Hahn endet die Gläubigerversammlung ohne Genehmigung für den Höchstbietenden. Einen Verkauf an den Pharmamilliardär Viktor Charitonin will das Land Hessen unbedingt verhindern.
Eine Gangway auf dem Flughafen Frankfurt-Hahn

Eine Gangway auf dem Flughafen Frankfurt-Hahn

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Andreas Arnold / dpa

Im Ringen um den Verkauf des insolventen rheinland-pfälzischen Flughafens Frankfurt-Hahn ist noch keine Entscheidung gefallen. Die Gläubigerversammlungen der Flughafengesellschaft hätten das Angebot des Höchstbietenden vorerst nicht genehmigt, sagte Insolvenzverwalter Jan Markus Plathner im Anschluss an das Treffen ohne die Nennung von Firmennamen. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge handelt es sich dabei um das Angebot des russischen Investors Viktor Charitonin.

Das fragliche Angebot sei nicht aus politischen Gründen und auch nicht endgültig abgelehnt worden, sagte Plathner. Tatsächlich hätten der derzeitige Mehrheitsgesellschafter des Flughafens und der Investor »gemeinsam entschieden, diesen Vertrag den entsprechenden Behörden vorzulegen«. Die Entscheidung über die Zulassung des Kaufangebots obliege nun dem Bundeswirtschaftsministerium.

Der Pharmamilliardär Charitonin ist Medienberichten zufolge einer von zwei Investoren, mit denen der insolvente Hunsrück-Flughafen vorläufige Kaufverträge abgeschlossen hat. Demnach gab Charitonin, der bereits Miteigentümer der Rennstrecke Nürburgring ist, das höhere Gebot ab. Bei dem zweiten Kaufinteressenten handelt es sich laut Berichten um den Immobilienentwickler WR Holding.

Beide Interessenten, mit denen bereits Verträge aufgesetzt worden waren, bezeichnete Plathner als »gute Investoren«. Über diese beiden Interessenten hinaus gebe es aber noch zwei weitere. Als Insolvenzverwalter halte er sich im Sinne der Gläubiger alle Optionen offen. Weitere Verhandlungen und höhere Gebote seien nicht ausgeschlossen.

Scharfe Kritik

Charitonin steht zwar nicht auf der EU-Sanktionsliste wegen des russischen Angriffskrieges in der Ukraine, ihm werden aber gute Verbindungen zur russischen Regierung nachgesagt. Die USA führen den Milliardär auf einer Liste im Zusammenhang mit Manipulationsvorwürfen bei der US-Präsidentschaftswahl 2016. Unter anderem die hessische Landesregierung, die einen Minderheitsanteil am Hunsrück-Flughafen hält, kritisierte die Möglichkeit eines Verkaufs an den Russen deshalb scharf.

»So jemand darf kein Objekt in Deutschland kaufen«, sagte Landesfinanzminister Michael Boddenberg (CDU) dem Hessischen Rundfunk. »Im Moment sollte und kann man keine Geschäfte mit russischen Oligarchen machen.« Er habe den Kanzleramtschef und den Bundeswirtschaftsminister gebeten, »alle möglichen Wege zu prüfen, wie man diesen Verkauf verhindern kann«.

Der Flughafen Hahn liegt in Rheinland-Pfalz zwischen Mainz und Trier auf dem Gelände eines ehemaligen US-Militärstützpunkts. Das Land Rheinland-Pfalz hatte seine Mehrheitsanteile an dem Flughafen 2017 an die chinesische HNA Airport Group verkauft. Das Bundesland Hessen hält weiterhin Minderheitsanteile von 17,5 Prozent.

Im Zuge der Coronapandemie rutschte die Flughafengesellschaft Ende 2021 in die Zahlungsunfähigkeit. Das Insolvenzverfahren wurde im Februar 2022 eröffnet und Plathner zum Insolvenzverwalter bestellt.

sak/AFP
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