Neuer Reichenrekord: In Deutschland leben so viele Reiche wie nie zuvor
Foto: CorbisHamburg - Die negativen Folgen der weltweiten Finanzkrise sind bewältigt - jedenfalls für die Reichen. Nach SPIEGEL-Informationen hat sich das Geldvermögen der Deutschen seit Mitte vergangenen Jahres stark vermehrt - das ist das Ergebnis einer Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW).
Es brauchte demnach nur wenige Monate, um den durch die Krise verursachten Verlust von insgesamt etwa 140 Milliarden Euro wieder auszugleichen. Bereits im ersten Quartal 2010 erreichte das Geldvermögen mit fast 4,8 Billionen Euro ein neues Allzeithoch.
Auch die Zahl der liegt nach einem kurzzeitigen Rückgang im Jahr 2008 nun auf einem neuen Rekordniveau. "An den Vermögenden ist die Finanzkrise in überraschend kurzer Zeit ohne bleibende Schäden vorübergegangen", sagt DIW-Forscher Markus Grabka.
Der Trend ist nicht allein auf Deutschland beschränkt. Hohe Sparquoten und das Anziehen der Aktienmärkte sorgten dafür, dass die Vermögensverluste mehr als ausgeglichen wurden. Die Zahl der Millionärshaushalte stieg 2009 im Vergleich zum Vorjahr um 14 Prozent auf 11,2 Millionen, wie aus dem "Global Wealth Report" der Unternehmensberatung Boston Consulting Group hervorgeht.
Weltweit verfügt nur knapp ein Prozent aller Haushalte über ein Vermögen von einer Million US-Dollar oder mehr, sie vereinen aber 38 Prozent des globalen Vermögens.
Gemessen an der Zahl seiner Reichen liegt Deutschland mit 430.000 Personen auf Platz fünf. Spitzenreiter sind nach wie vor die USA mit 4,7 Millionen Millionären. In Singapur allerdings ist die Millionärsdichte erheblich höher. Dort kann fast jeder zehnte Haushalt ein mindestens siebenstelliges Vermögen vorweisen. Besonders Investmentbanker und Finanzdienstleister, die von den günstigen Steuerbedingungen profitieren, fühlen sich von dem asiatischen Stadtstaat angezogen.
Mit einer spektakulären Initiative hatten die US-Milliardäre Warren Buffett und Bill Gates kürzlich eine Debatte darüber angestoßen, was Superreiche mit ihrem Geld tun sollen. Sie bewegten 40 US-Milliardäre dazu, mindestens die Hälfte ihres Vermögens für wohltätige Zwecke zu spenden. New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg war ebenso darunter wie Oracle-Mitgründer Larry Ellison, der Energie-Tycoon T. Boone Pickens und Medienmogul Ted Turner.
Die Initiative sammelt laut eigener Aussage allerdings kein Geld ein, sondern ruft Milliardäre nur dazu auf, das Versprechen abzugeben, ihr Vermögen für wohltätige Zwecke zur Verfügung zu stellen. Deutsche Milliardäre zierten sich nach SPIEGEL-Informationen dennoch, die Aktion zu unterstützen.
Unterdessen sorgt sich ein Großteil der Deutschen, dass der konjunkturelle Aufschwung an ihnen vorbeigeht. Einer aktuellen Umfrage des Instituts Emnid im Auftrag der "Bild am Sonntag" zufolge sind zwei Drittel der Bundebürger nicht sicher, ob sie persönlich davon profitieren werden. Weniger als ein Drittel zeigte sich zuversichtlich. Emnid befragte 500 in Deutschland lebende Personen ab 14 Jahren.
Demnach sind Frauen mit 73 Prozent skeptischer als Männer (63 Prozent). Besonders zurückhaltend bei der Bewertung des Aufschwungs sind Senioren ab 60 Jahren: 83 Prozent glauben nicht, dass sie an der positiven Wirtschaftsentwicklung teilhaben werden.
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Mythos Bill Gates: Er führt seit 17 Jahren die "Forbes"-Liste an, zeitweise galt er als der reichste Mann der Welt. Der Microsoft-Gründer wird von "Forbes" auf ein Vermögen von 54 Milliarden Dollar taxiert.
Investment-Legende Warren Buffett kann geschätzte 45 Milliarden Dollar sein Eigen nennen und landet damit auf Platz zwei. Schon als Junge liebte Buffett Zahlen. Mit elf Jahren spekulierte er bereits an der Börse. Wie er seine Investment-Entscheidungen trifft? "Ich warte, bis das Telefon klingelt."
Larry Ellison, Gründer und Chef des Software-Unternehmens Oracle, hat laut "Forbes"-Liste ein Vermögen von 27 Milliarden US-Dollar. Nur halb so viel wie Bill Gates - doch es reicht für den dritten Platz.
Gleich vier Mitglieder der Walton-Familie sind unter den Top Ten. Die Eigner der Supermarkt-Kette Wal-Mart sind jeder für sich steinreich, zusammen schätzt "Forbes" ihr Vermögen auf fast 84 Milliarden Dollar. Auf diesem Bild: Jim, Alice und Rob Walton, auf den Plätzen sieben, acht und neun.
Cool bleiben: Heute New Yorker Bürgermeister, landet Michael Bloomberg auf dem zehnten Platz der "Forbes"-Liste. Seine geschätzten 18 Milliarden Dollar verdiente er vor allem mit seiner Finanzdatenagentur Bloomberg L.P., die er später zu einem Medienunternehmen ausbaute.
Zweimal 15 Milliarden Dollar Vermögen, angehäuft mit der berühmtesten Suchmaschine der Welt: Die beiden 37-Jährigen Google-Gründer Sergey Brin (links) und Larry Page teilen sich den elften Platz.
Eine Investment-Legende, ähnlich berühmt wie Warren Buffett: George Soros, 80, belegt den 14. Platz mit einem Vermögen von geschätzten 14,2 Milliarden Dollar.
Die Liste der reichsten Amerikaner ist voll von IT-Unternehmern, so wie auch diesem: Michael Dell, Chef und Günder des gleichnamigen Computerherstellers. Sein Vermögen beläuft sich laut "Forbes" auf 14 Milliarden US-Dollar - Platz 15.
Noch so ein Self-Made-Mann: Jeff Bezos, reich geworden mit dem Internet-Buchhandel Amazon.com, dessen Chef er immer noch ist. So reich, dass er mit seinen 12,6 Milliarden Dollar Vermögen auf Platz 18 landet.
Platz 20: John Paulson, Hedge-Fonds-Manager erster Garde, bringt es in der "Forbes"-Liste auf ein Vermögen von 12,4 Milliarden Dollar. Er wurde spätestens berühmt, als er in der Finanzkrise rechtzeitig auf fallende Immobilienpreise in den USA wettete.
Der Jüngste unter den Reichsten: Mark Zuckerberg. Der Facebook-Gründer belegt Platz 35 der reichsten Amerikaner - und das schon mit 26 Jahren. In diesem zarten Alter hat er schon geschätzte 6,9 Milliarden Dollar verdient.
Dietmar Hopp: Der Mitgründer des Software-Konzerns SAP hat nach Recherchen des "manager magazin" im Jahr 2009 rund 30 Millionen Euro gespendet - unter anderem für medizinische Forschungsprojekte sowie für das Förderzentrum für Mädchen- und Frauenfußball in St. Leon-Rot.
Wendelin Wiedeking: Der Ex-Porsche-Chef ist auf der Wohltäterliste des Jahres 2009 ebenfalls auf den vorderen Positionen zu finden. Nach Berechnungen von "manager magazin" spendete Wiedeking im Vorjahr knapp 30 Millionen Euro für soziale Projekte an den Porsche-Standorten sowie für drei Journalistenorganisationen.
Hasso Plattner: 25 Millionen Euro spendete der SAP-Mitgründer im Jahr 2009, unter anderem für die die Erweiterung des Hasso-Plattner-Instituts in Potsdam und das Aidsprojekt Isisombululo in Südafrika.
Klaus Tschira: Der SAP-Mitgründer überwies rund 19,5 Millionen Euro unter anderem für Jugendprojekte und wissenschaftliche Forschung.
Familie Schwarz-Schütte: Mit Schwarz Pharma verdiente die Familie viel Geld. 16 Millionen Euro davon gab der Clan(Foto: Patrick Schwarz-Schütte) für die Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität.
Michael Otto: Der Aufsichtsratschef der Otto-Group spendete im Jahr 2009 13 Millionen Euro unter anderem für die Hamburger Elbphilharmonie und eine Kinderklinik am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.
Heinz-Horst Deichmann: Der Chef der Deichmann-Gruppe spendete zehn Millionen Euro für soziale Projekte unter anderem in Indien, Afrika und Burma sowie für soziale Projekte in Deutschland.
Klaus-Michael Kühne: Der Hauptaktionär der Logistikgruppe Kühne+Nagel gab 6,7 Millionen Euro, unter anderem für das Christine Kühne Center for Allergy Research and Education und das Hamburger Harbour Front Literaturfestival.
Susanne Klatten: Die BMW-Großaktionärin gab 5,4 Millionen Euro unter anderem für Gründerförderung an der Technischen Universität München.
Maren und Werner Otto: Die Otto-Gründer investierten rund 5 Millionen Euro für die Gründung einer Stiftung, die alten Menschen in Berlin und Brandenburg helfen soll.
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