Folgen von Fukushima Siemens verkündet Totalausstieg aus Atomgeschäft

Deutschlands größtes Industrieunternehmen vollzieht die Energiewende: Siemens gibt sein Geschäft mit der Kernkraft endgültig auf, erklärt Vorstandschef Peter Löscher im SPIEGEL-Interview. Auch das geplante Joint Venture mit dem russischen Rosatom-Konzern ist kein Thema mehr.
AKW-Projekt von Siemens und Areva (in Finnland): "Das Kapitel ist für uns abgeschlossen"

AKW-Projekt von Siemens und Areva (in Finnland): "Das Kapitel ist für uns abgeschlossen"

Foto: ANNE HAUTEFEUILLE/ AFP

Hamburg - Der Münchner Siemens-Konzern verabschiedet sich komplett aus dem Atomgeschäft. "Das Kapitel ist für uns abgeschlossen", bekräftigt Konzernchef Peter Löscher im Interview mit dem SPIEGEL. Die Entscheidung sei die Antwort seines Unternehmen "auf die klare Positionierung von Gesellschaft und Politik in Deutschland zum Ausstieg aus der Kernenergie" nach der Atomkatastrophe von Fukushima.

Statt sich am Bau kompletter Kernkraftwerke zu beteiligen, will der Konzern künftig nur noch Komponenten wie Dampfturbinen liefern, die auch bei konventionellen Kraftwerken zum Einsatz kommen. Zu dem seit längerem geplanten Atom-Joint-Venture mit dem russischen Rosatom-Konzern werde es nun nicht mehr kommen, kündigt der Siemens-Chef an. Stattdessen wolle man mit dem Partner "auf anderen Feldern" zusammenarbeiten.

Löscher hatte in den vergangenen Monaten immer wieder öffentlich über eine mögliche Strategiewende gesprochen. Das Geschäft mit der Kernkraft hatte Siemens zuletzt wenig Freude bereitet. Der Ausstieg aus der gemeinsamen Atomtochter mit dem französischen Areva-Konzern wurde zur kostenträchtigen Angelegenheit. Laut einem Schiedsgericht der Internationalen Handelskammer kam Siemens seinen vertraglichen Pflichten gegenüber Areva nicht in vollem Umfang nach. Der Dax-Konzern muss daher 648 Millionen Euro zuzüglich Zinsen an Areva zahlen.

Im März hatte sich Siemens vollständig von seinen Anteilen an der gemeinsamen Atomtochter Areva NP getrennt. Der Münchner Konzern hatte bis dahin 34 Prozent an dem Unternehmen gehalten.

Löscher stuft die geplante Energiewende in Deutschland als "Jahrhundertprojekt" ein. Das Ziel, den Ökostromanteil bis 2020 auf 35 Prozent zu erhöhen, hält er für erreichbar. Auch in der Euro-Diskussion unterstützt Löscher den Kurs von Angela Merkel. "Wir stehen voll hinter der weiteren europäischen Integration und den Europazielen der Bundeskanzlerin", erklärt er. Gleichzeitig rechnet der Manager nicht mit dem Auseinanderbrechen der Euro-Zone. "Dieser Fall wird nicht eintreten. Davon bin ich überzeugt", so Löscher.

suc
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