Quartalszahlen in der Coronakrise 4000 Jobs beim Flughafenbetreiber Fraport bedroht

Leeres Terminalgebäude Mitte Juni am Frankfurter Flughafen: 182 Millionen Euro Verlust in drei Monaten
Foto: imago images/rheinmainfotoAllein mit Kurzarbeit kommt Fraport nicht durch die Coronakrise: Der Frankfurter Flughafenbetreiber will wegen des langfristigen Einbruchs Tausende Jobs streichen. In seinem Bericht zur ersten Jahreshälfte stimmt Fraport-Chef Stefan Schulte das Unternehmen auf eine lange Krise ein.
Auch wenn wieder mehr Menschen flögen, dürften noch in den Jahren 2022/2023 die Passagierzahlen in Frankfurt seiner Einschätzung zufolge 15 bis 20 Prozent unter den bisherigen Höchstwerten liegen - mit entsprechend weniger Arbeit für die Beschäftigten.
Zwischen 3000 und 4000 der zurzeit rund 22.000 Stellen sollen abgebaut werden, kündigte Fraport erstmals schriftlich an. Außer der natürlichen Fluktuation werde über sozialverträgliche Maßnahmen mit den Arbeitnehmern verhandelt. Ob darüber hinaus betriebsbedingte Kündigungen erforderlich werden, hänge von der Umsetzung ab.
16.000 von 20.000 Beschäftigten in Kurzarbeit
Momentan nutzt der vom Land Hessen und der Stadt Frankfurt mehrheitlich getragene MDax-Konzern intensiv die Möglichkeiten der Kurzarbeit. Im zweiten Quartal galt sie für 16.000 Beschäftigte in Frankfurt. Die Arbeitszeit der Gesamtbelegschaft wurde so um 60 Prozent reduziert, der operative Aufwand wurde unter anderem durch Terminalsperrungen in Frankfurt um 30 Prozent gesenkt, konzernweit sogar um 40 Prozent.
Unterm Strich stand im zweiten Quartal für die Fraport-Gesellschafter trotzdem ein Verlust von rund 182 Millionen Euro - nach 127 Millionen Euro Gewinn ein Jahr zuvor. Weil der Flugverkehr über mehrere Wochen fast komplett still stand und auch nur langsam wieder anläuft, brach der Umsatz um rund drei Viertel auf 250 Millionen Euro ein. Im zweiten Quartal 2019 waren es noch 979 Millionen Euro gewesen.
Die Passagierzahlen sind trotz Urlaubszeit weiter niedrig. Vom 27. Juli bis 2. August zählte Fraport an Deutschlands größtem Airport rund 343.865 Fluggäste und damit 78,6 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. In der Vorwoche hatte man noch 79,7 Prozent unter dem Vorjahreswert gelegen.
Für das gesamte Jahr rechnet Schulte sowohl am Heimatstandort als auch an den Auslandsflughäfen des Konzerns mit Verkehrsrückgängen im hohen zweistelligen Prozentbereich. Nachdem das Passagieraufkommen im zweiten Quartal in Frankfurt rund 94 Prozent niedriger lag als ein Jahr zuvor, wurde für das gesamte erste Halbjahr ein Rückgang um 63,8 Prozent auf 12,2 Millionen Fluggäste registriert.
Echtes Wachstum des Flugverkehrs erst ab 2023 erwartet
Fraport kämpft mit zusätzlichen Finanzmitteln gegen die Krise an, allein im ersten Halbjahr wurden 1,3 Milliarden Euro besorgt und mit einer neuen Anleihe im Juli weitere 800 Millionen Euro hereingeholt. Derzeit verfügt das Unternehmen nach eigenen Angaben über knapp drei Milliarden Euro an liquiden Mitteln und zugesicherten Kreditlinien. Damit sei die Liquidität mindestens bis Ende 2021 gesichert.
Schulte rechnet ab 2023 wieder mit einem "langfristigen, moderaten Wachstum" des Flugverkehrs. Aus dieser Überzeugung heraus hält die Fraport-Führung auch an dem Bau des dritten Passagierterminals im Süden des Flughafens fest, dessen Eröffnung sich allerdings bereits verzögert hat.