Studie Nur ein Viertel der Unternehmen erfüllt die Frauenquote

Verfehlt die Frauenquote ihre Ziele? Bislang schon. Nur rund ein Viertel der börsennotierten Unternehmen setzen die Vorgaben um. Im Quoten-Ranking liegt Telefónica Deutschland an der Spitze, Schlusslichter sind Fresenius und Porsche.
Manuela Schwesig (Archivbild): Mehr Wettbewerb um weibliche Führungskräfte

Manuela Schwesig (Archivbild): Mehr Wettbewerb um weibliche Führungskräfte

Foto: Stephanie Pilick/ dpa

Die Frauenquote für Aufsichtsräte ist am 1. Mai in Kraft getreten. Doch bislang hat das Gesetz noch nicht zu einer stärkeren Beteiligung von weiblichen Führungskräften in Unternehmen geführt, heißt es in einer neuen Studie. Sie wurde vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend in Auftrag gegeben.

Danach ist der Frauenanteil in den Aufsichtsräten der 101 börsennotierten und voll mitbestimmungspflichtigen Unternehmen zwar seit Anfang 2014 gestiegen. Er liegt aktuell bei 22,1 Prozent.

In den wichtigen Ausschüssen der Aufsichtsräte und in den Vorständen seien Frauen aber nach wie vor kaum präsent, heißt es in der Untersuchung, 77 der 101 Unternehmen haben die Quote noch nicht erreicht.

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Die Studie untersucht auch, wie die börsennotierten Unternehmen ihren Frauenanteil in Vorständen und den zwei obersten Führungsebenen erhöhen wollen. Demnach haben 60 Prozent der Unternehmen ein Planungsziel für den Frauenanteil im Aufsichtsrat, aber nur ein Prozent für den Vorstand.

"Hier bleibt also noch viel zu tun", erklärte Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD). Die Unternehmen hätten sich zwar darauf eingestellt, dass die Quote für die Aufsichtsräte komme. "Dies gilt jedoch nicht für die verbindlichen Zielvorgaben." Daher seien weitere gesetzliche Vorgaben notwendig, so die Ministerin.

Durchgeführt wurde die Studie mit dem sogenannten WoB-Index ("Women on Board" - "Frauen in Aufsichtsräten") von dem Verein Frauen in die Aufsichtsräte (Fidar) . Ziel der Erhebung sei es, "ein bisschen Wettbewerb unter den Unternehmen herzustellen", sagte Schwesig.

Spitzenreiter Telefónica, Schlusslichter Fresenius und Porsche

Laut Fidar bilden Fresenius und Porsche in Sachen Frauenbeteiligung das Schlusslicht: Beide Unternehmen hatten bis Ende April weder im Aufsichtsrat noch im Vorstand eine Frau. An der Spitze in dem WoB-Ranking liegt die Telefónica Deutschland Holding, gefolgt von Lufthansa und der Münchener Rück. Den höchsten Frauenanteil im Vorstand konnte die Lufthansa vorweisen. Zwei ihrer fünf Vorstandsmitglieder sind weiblich.

Der Bundestag hatte die Frauenquote für Aufsichtsräte am 6. März beschlossen, am 1. Mai trat sie in Kraft. Das "Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst" schreibt für die Aufsichtsräte der 101 Unternehmen eine Frauenquote von 30 Prozent ab 2016 vor. Gibt es nicht genügend Frauen, bleibt der zu besetzende Stuhl leer.

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Die Frauenquote sieht unterschiedliche Vorgaben je nach Größe eines Unternehmens vor. Der Grundsatz lautet: Für die größten Firmen gelten die strengsten Vorschriften. Mittelgroße Unternehmen bekommen mehr Spielraum bei der Frauenförderung. Die Frauenquote gilt auch für öffentliche Unternehmen, bei denen der Bund oder Behörden Aufsichtsgremien besetzen. Kleinere Unternehmen sind von der Neuregelung ausgenommen.

Mehr als 4000 weitere Unternehmen müssen sich selbst im kommenden September ein Ziel für die Erhöhung des Frauenanteils in Aufsichtsrat und Vorstand setzen. Nach einem Jahr soll es erstmals eine Überprüfung geben. Sanktionen sind hier aber nicht vorgesehen.

bos/AFP/dpa
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