Geplatzte Milliardenübernahme Fresenius wirft Akorn-Managern "eklatanten Betrug" vor

Es ging um einen Milliardentransfer - doch Fresenius ließ den Zukauf des amerikanischen Generika-Herstellers Akorn platzen. Und liefert jetzt eine delikate Begründung nach.
Fresenius-Chef Stephan Sturm

Fresenius-Chef Stephan Sturm

Foto: Ralph Orlowski/ REUTERS

Im Streit über die geplatzte Übernahme von Akorn durch Fresenius hat der deutsche Gesundheitskonzern dem US-Unternehmen eklatanten Betrug auf höchster Management-Ebene vorgeworfen. Fresenius beschuldigt die Führung des Generika-Herstellers, sie habe der US-Arzneimittelbehörde FDA wissentlich gefälschte Testergebnisse schicken lassen, wie aus Gerichtsunterlagen hervorging.

Fresenius hatte vor gut einer Woche die rund 4,4 Milliarden Euro schwere Übernahme abgeblasen. Akorn legte daraufhin beim zuständigen Gericht im US-Bundesstaat Delaware Beschwerde ein und erklärte, es gebe keine Grundlage für eine Beendigung des Geschäfts. Akorn äußerte sich am Mittwoch nicht zu den Vorwürfen.

Akorn soll für Marktzulassung Daten geschönt haben

Fresenius beruft sich den Dokumenten zufolge bei seinen Anschuldigungen auf Ergebnisse eigener Untersuchungen. Diese Resultate seien "bestürzende Beweise für eklatante und allgegenwärtige Verstöße gegen Vorgaben zur Datenintegrität". So seien beim Antrag zur Marktzulassung für das Antibiotikum Azithromycin geschönte Daten übermittelt worden.

Das betrügerische System habe seit 2012 bestanden und sei bei mindestens fünf weiteren Akorn-Produkten angewandt worden. Fresenius beschuldigt einen für Qualitätssicherung zuständigen Akorn-Vize-Präsidenten, bewusst die Übermittlung gefälschter Testergebnisse an die FDA angeordnet zu haben. Der Name des Managers wurde in den Gerichtsunterlagen getilgt.

Akorn stellt Nachahmermedikamente her und hätte so das Angebot der auf solche Generika spezialisierten Fresenius-Sparte Kabi gut ergänzt. Für Fresenius wäre die Übernahme die zweitgrößte in der Firmengeschichte gewesen. Im Februar hatte der Konzern erklärt, anonyme Hinweise zu prüfen, ob Akorn gegen Vorgaben der FDA verstoßen hat.

Nach der Absage der Deutschen hatte das US-Unternehmen in seiner Klage erklärt, Fresenius habe Probleme mit der Datenintegrität angeführt, die in der Generika-Branche nicht ungewöhnlich seien. Fresenius wolle diese nun nutzen, um sich aus dem Geschäft aus finanziellen Gründen zurückzuziehen. In Gerichtsunterlagen erklärte Akorn auch, eine mögliche Abgabe gefälschter Daten zu überprüfen. Ein darin verwickelter Manager sei entlassen worden.

An der New Yorker Börse brachen Akorn-Aktien um neun Prozent auf 13,41 Dollar ein. Vor dem Bekanntwerden der Fresenius-Untersuchungen im Februar kosteten die Papiere noch mehr als 30 Dollar. Fresenius hatte den Zukauf für 34 Dollar je Anteilsschein offiziell am 22. April abgeblasen. Fresenius-Aktien schlossen am Mittwoch 2,9 Prozent im Plus.

ans/Reuters
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