Panzerfirmen KMW und Nexter bilden deutsch-französischen Rüstungsriesen

Kampfpanzer vom Typ "Leopard 2": Spektakuläre Rüstungsfusion
Foto: picture alliance / dpaDer deutsche Panzerbauer Krauss-Maffei Wegmann (KMW) und sein französischer Konkurrent Nexter Systems haben die Basis für einen neuen Rüstungsriesen in Europa gelegt. Es ist die spektakulärste Rüstungsfusion seit vielen Jahren.
Die Verträge des ehemaligen Familienunternehmens und des bisherigen Staatsbetriebs wurden am Mittwoch in Paris in Anwesenheit von Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian und des Staatssekretärs im Verteidigungsministerium, Markus Grübel (CDU), unterzeichnet.
Zusammen kommen die neuen Partner aus München und Paris auf etwa zwei Milliarden Euro Umsatz und rund 6000 Mitarbeiter. Das neue Gemeinschaftsunternehmen soll unter anderem dem US-Rüstungsriesen General Dynamics und dem britischen Konkurrenten BAE Systems besser die Stirn bieten können.
KMW-Chef Frank Haun sprach nach der Unterzeichnung in Paris von einer "Allianz, die ein überfälliger Beitrag zur Konsolidierung des europäischen Rüstungssektors" sei. Nexter-Chef Philippe Burtin dankte allen staatlichen und privaten Beteiligten nach den mehr als einjährigen Verhandlungen "für dieses strategische Projekt in Europa".
Einen Namen für das Gemeinschaftsunternehmen gibt es bislang nicht, der Arbeitstitel ist Newco für New Company. Ein weiterer Name, unter dem der Zusammenschluss bekannt wurde, ist "Kant" (als Abkürzung für: "KMW And Nexter Together").
KMW ist für den Kampfpanzer Leopard bekannt. Nexter Systems hat den Leclerc-Panzer gebaut. Mit dem Zusammengehen wollen die Unternehmen ihre Position im globalen Wettbewerb bei schrumpfenden nationalen Wehrbudgets verbessern.
Den Plan zur Fusion hatten die beiden Firmen bereits 2014 angekündigt. Die Konzerne müssen nun noch die Zustimmung der Kartellbehörden einholen.
Kritische Stimmen
Die Fusion von KMW und Nexter Systems hatte Frankreichs Präsident François Hollande Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) schmackhaft gemacht.
Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) wies darauf hin, dass 28 EU-Staaten jeweils eigene Waffensysteme haben und separat einkaufen. Der Zusammenschluss soll Doppelarbeit bei Forschung und Entwicklung vermeiden, Einkauf und Vermarktung bündeln und so letztlich die Kosten senken.
Sorgen, mit dem Zusammenschluss könnten die strengen deutschen Exportrichtlinien für Rüstungsgüter umgangen werden, trat die Bundesregierung am Mittwoch entgegen. "Die strengen deutschen Exportvorschriften gelten unvermindert weiter", sagte ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums. Es sei nicht davon auszugehen, dass eine Debatte über eine Harmonisierung der Vorschriften in Europa dazu führen werde, die restriktiven deutschen Vorgaben für Rüstungsexporte zu lockern.
Dennoch gibt es auch kritische Stimmen. Der verteidigungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Rainer Arnold, warnte vor einer französischen Übermacht in dem neuen Unternehmen. "Die Erfahrungen der Vergangenheit - wie mit Airbus - zeigen, dass die französische Politik ihre nationalen Interessen auch bei internationalen Gemeinschaftsunternehmen massiv durchsetzt", sagte Arnold. Die Bundesregierung sollte deshalb jetzt über eine zwischenstaatliche Vereinbarung die deutschen Interessen schützen.
Auch in Frankreich brachten Politiker ihre Sorgen zum Ausdruck, durch den Zusammenschluss von Nexter mit KMW gebe Frankreich ein Stück seiner "Souveränität" auf. Gewerkschaften befürchten zudem die Streichung von Jobs im Zuge des Zusammenschlusses.