Enthüllungen um Maskendeals Auch Toom und Berentzen beenden Zusammenarbeit mit Fynn Kliemann

Nach den Betrugsvorwürfen gegen Fynn Kliemann haben zahlreiche Unternehmen ihre Geschäftsbeziehungen zu dem Influencer auf Eis gelegt. Nun kommen weitere namhafte Firmen hinzu – aus verschiedenen Branchen.
Fynn Kliemann im Mai 2021 in Hamburg: Distanz zum Influencer

Fynn Kliemann im Mai 2021 in Hamburg: Distanz zum Influencer

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Andre Lenthe / IMAGO

»Viva con Agua«, EWE, About You – das ist nur eine Auswahl der Unternehmen und Organisationen, die sich bereits von Fynn Kliemann distanziert haben. Nun ist die Liste noch ein wenig länger geworden. So hat etwa Toom die Kooperation mit dem Influencer und Unternehmer auf Eis gelegt. Die Baumarktkette hatte mit Kliemann in Bezug auf Heimwerker- und DIY-Videos zusammengearbeitet.

Bei Toom stehe man »für Respekt und einen respektvollen Umgang miteinander«, sagte eine Sprecherin des Unternehmens dem SPIEGEL. Man nehme daher die aktuellen Veröffentlichungen und Vorwürfe sehr erst. Das Unternehmen habe »sofort nach Veröffentlichung der Berichterstattung alle laufenden Kooperationsmaßnahmen umgehend ausgesetzt«. Aktuell prüfe Toom die juristischen Möglichkeiten.

Einem Bericht der »Lebensmittelzeitung« zufolge hat der Getränkehersteller Berentzen die Kooperation mit Kliemann ebenfalls beendet. Der Influencer hatte über seinen Onlineshop eine Modekollektion mit der Marke des Mate-Getränks »Mio Mio« von Berentzen verkauft.

Hintergrund sind Recherchen des von Jan Böhmermann präsentierten »ZDF Magazin Royale«, wonach Kliemann die Öffentlichkeit über Produktionsort und -bedingungen der Masken getäuscht habe. Mund-Nasen-Schutze waren insbesondere in den ersten Monaten der Coronapandemie im Frühjahr 2020 Mangelware und heißt begehrt.

Statt in Portugal und Serbien seien Millionen Masken, die unter seinem Namen vertrieben wurden, in Bangladesch und Vietnam hergestellt worden. Außerdem habe Kliemann möglicherweise dazu beigetragen, dass 100.000 mangelhafte Schutzmasken an Flüchtlingsunterkünfte geliefert wurden. Der Nachhaltigkeitspreis, den Kliemann deshalb im Jahr 2020 erhalten hatte, wurde ihm bereits in der vergangenen Woche wieder aberkannt . Im SPIEGEL-Interview stritt Kliemann Betrug ab, räumte aber übertriebene und unhaltbare Aussagen ein – und bezifferte den Vorsteuergewinn mit den Masken auf mehr als 400.000 Euro.

Auch der Whirlpool-Hersteller Nordpool will nach SPIEGEL-Informationen nicht mehr mit Kliemann zusammenarbeiten. »Aufgrund der aktuellen Berichterstattung distanzieren wir uns, wie andere Partner auch, eindeutig von der eingegangenen Kooperation mit Fynn Kliemann«, teilt ein Sprecher des Unternehmens aus Salzhausen auf Anfrage mit. Nordpool werde keine zukünftigen Kooperationen mit ihm eingehen.

Die Kooperation betraf die Lieferung eines Whirlpools für Kliemanns Ferienhaus in Nordstrand, das er über die Webseite LDGG vermietet. Die Webseite hatte in den vergangenen Monaten damit geworben, »Urlaub zu günstigen Preisen anzubieten« – mit einer besonderen Funktion. Gäste konnten für ihren Aufenthalt freiwillig mehr bezahlen als nötig, um finanziell benachteiligten Menschen Urlaub zu ermöglichen.

Vieles von dem, was Kliemann für die Einrichtung seiner Ferienapartments brauchte – vom Küchenmesser bis zum Whirlpool – ließ er sich von Geschäftspartnern bereitstellen. Seine Gegenleistung: Werbung auf seinen Social-Media-Kanälen. »Material für Reichweite« nannte Kliemann das Anfang des Jahres gegenüber dem SPIEGEL.

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Kliemann sei in der Sache persönlich auf Nordpool zugekommen, sagt der Unternehmenssprecher. Aufgrund des »bis vor Kurzem positiven Images von Herrn Kliemann« habe man ihn als Referenz auf der Webseite aufgeführt. Zudem hätte Nordpool – »auf Empfehlung von Herrn Kliemann« – einige Textilien beim Textilproduzenten Global Tactics bezogen. Noch vor zwei Wochen sei eine Bestellung über T-Shirts für das Team aufgegeben worden. »Diese versuchen wir momentan zu stornieren«, so der Sprecher. Kliemann ist an dem Unternehmen Global Tactics beteiligt.

fdi/jus

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