Dauerkrise im Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof beantragt erneut Staatshilfen

Zweimal hat Galeria in den vergangenen zwei Jahren Staatsgeld bekommen, jetzt wird es nach einem Medienbericht wieder eng. Chef Miguel Müllenbach spricht von einer »bedrohlichen Lage«.
Karstadt-Filiale in Bremen während einer Coronamaßnahme im Dezember 2021

Karstadt-Filiale in Bremen während einer Coronamaßnahme im Dezember 2021

Foto: Focke Strangmann / EPA

Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof hat erneut einen Antrag auf Staatshilfe gestellt. Das wurde der Deutschen Presse-Agentur aus Regierungskreisen bestätigt. Zur Höhe der beantragten Hilfen gab es zunächst keine Angaben.

Galeria-Chef Miguel Müllenbach hatte erst kürzlich in einem Mitarbeiterbrief gewarnt, das Unternehmen befinde sich »erneut in bedrohlicher Lage«. Der Krieg in der Ukraine und die hohe Inflation hätten Galeria Karstadt Kaufhof bei seinen zunächst vielversprechenden Sanierungsbemühungen stark zurückgeworfen.

Es ist bereits das dritte Mal innerhalb von knapp zwei Jahren, dass der Warenhauskonzern auf staatliche Hilfen zurückgreifen will. Bereits Anfang 2021 und dann noch einmal Anfang 2022 hatte das Unternehmen wegen der Auswirkungen der Coronapandemie um staatliche Unterstützung gebeten. Der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) stützte das Traditionsunternehmen in zwei Hilfsaktionen mit insgesamt 680 Millionen Euro.

Der Versuch des Konzerns, sich weitere Staatshilfen zu sichern, dürfte für Debatten sorgen. Schon die bisherigen Gelder für den Konzern waren umstritten. Kritiker bezweifelten die Zukunftsfähigkeit des Geschäftsmodells Warenhaus oder sahen den Galeria-Eigentümer, den österreichischen Immobilienmilliardär René Benko, in der Pflicht, dem wankenden Riesen unter die Arme zu greifen.

Wichtig für die Stadtzentren

Doch gab es auch Befürworter der Hilfspakete, etwa den Handelsverband Deutschland (HDE), der seine Unterstützung für das zweite Hilfspaket mit der Bedeutung des Konzerns für die Anziehungskraft vieler Stadtzentren begründete.

Der Konzern leidet nicht nur unter der allgemeinen Schwäche des Einzelhandels, die vor allem daher rührt, dass die Kundschaft in Zeiten hoher Preissteigerung weniger einkauft. Die Krise reicht weiter zurück und hatte unter anderem dazu geführt, dass die früheren Erzkonkurrenten Galeria Kaufhof und Karstadt 2019 fusionierten; die Integration der beiden Parteien ist noch nicht abgeschlossen.

Ende vergangener Woche hatte Galeria erklärt, das Unternehmen sei gezwungen »unseren Integrationstarifvertrag mit der Gewerkschaft Ver.di zu kündigen, um unser Unternehmen wieder insgesamt nachhaltig zu stabilisieren«. Folge dieser Kündigung sei unter anderem das »Einfrieren« der Vergütung der Beschäftigten auf dem aktuellen Lohnniveau und die Verpflichtung mit Ver.di zu verhandeln.

Am Donnerstag antwortete Ver.di darauf, sie wolle die Lage genau unter die Lupe nehmen. Die Bundestarifkommission Galeria habe entschieden, die aufkommenden Fragen mit interner und externer juristischen Unterstützung zu beantworten, sagte ein Sprecher der Gewerkschaft.

Darüber hinaus sollten Sachverständige Zahlen, Daten und Fakten des Unternehmens unabhängig von der vorliegenden Datenlage der Galeria-Unternehmensleitung bewerten. Das Management und der Eigentümer müssten Lösungen aufzeigen. »Probleme auf die Beschäftigten abzuwälzen, ist keine akzeptable Lösung.«

In seinem Mitarbeiterbrief vom 7. Oktober warb Galeria-Chef Miguel Müllenbach um Verständnis. Es gehe um ein »Thema von existenzieller Bedeutung«: »Wir werden unseren Weg nur erfolgreich fortsetzen können, wenn es uns gelingt, die Finanzierung von Galeria neu zu strukturieren und dem Unternehmen neues, frisches Kapital zuzuführen«, hieß es in dem Schreiben, das der Nachrichtenagentur Reuters vorliegt und über das auch das »Handelsblatt« berichtete. Galeria wollte sich am Donnerstag dazu nicht äußern.

»...ausgelöst durch den Krieg in der Ukraine...«

Galeria habe seit der Coronapandemie mit den Beschäftigten viele Schwierigkeiten gemeistert und sich mit Erfolg strategisch neu aufgestellt, betonte Müllenbach. »Seit Februar dieses Jahres ist jedoch – ausgelöst durch den Krieg in der Ukraine – eine Situation eingetreten, in der das Konsumklima in Deutschland auf ein historisches Rekordtief eingebrochen, die Energiepreise dramatisch explodiert und die Inflation auf ein Rekordhoch gestiegen sind.« Das habe auch Galeria schwer getroffen. So müsse der Einzelhandelskonzern in den kommenden zwei Jahren über 150 Millionen Euro allein für Energie mehr aufwenden als bislang geplant.

Galeria Karstadt Kaufhof gehört der Signa Holding des österreichischen Investors René Benko. Diese verfügt unter anderem über ein milliardenschweres Immobilienportfolio.

mamk/dpa/Reuters
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