Frust im Job Jeder sechste Arbeitnehmer hat keinen Bock

Die Stimmung hat sich aufgehellt, doch die Zahlen bleiben alarmierend: Laut einer Gallup-Umfrage haben 17 Prozent der deutschen Arbeitnehmer innerlich gekündigt. Die Schäden durch schlechte Personalführung gehen in die Milliarden.
Büro-Mitarbeiter: 67 Prozent der Deutschen machen nur "Dienst nach Vorschrift"

Büro-Mitarbeiter: 67 Prozent der Deutschen machen nur "Dienst nach Vorschrift"

Foto: Corbis

Berlin - Viele Angestellte in Deutschland sind nur wenig motiviert. Das ist das Ergebnis einer Umfrage unter mehr als 1300 Beschäftigten, die das Beratungsunternehmen Gallup vorgestellt hat. Allerdings gibt die Studie auch Grund zu leichtem Optimismus: Den Ergebnissen zufolge soll sich die Stimmung in deutschen Büros und Fabrikhallen erstmals seit zehn Jahren wieder etwas aufgehellt haben.

"Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels und des demografischen Wandels scheint sich in vielen Unternehmen die Erkenntnis durchgesetzt zu haben, dass die Qualität der Führung und die Unternehmenskultur entscheidend sind, um die Mitarbeiter zu binden", sagt ein Gallup-Sprecher über die Trendwende.

Nach wie vor bleiben die absoluten Zahlen der Umfrage jedoch alarmierend:

  • Mit 16 Prozent sind nur wenige aller Arbeitnehmer bereit, sich freiwillig für die Ziele ihrer Firma einzusetzen.
  • 67 Prozent der Deutschen machen nur "Dienst nach Vorschrift".
  • Und der Anteil der Arbeitnehmer, die "innerlich gekündigt" haben, liegt bei 17 Prozent.

Glaubt man Gallup, dann ist dieser Wert nun erstmals im vergangenen Jahrzehnt wieder gesunken. Von 2002 bis 2012 war er kontinuierlich gestiegen: von 16 auf 24 Prozent. Dennoch hat noch immer jeder sechste Mitarbeiter bereits seine "innerliche Kündigung" mit sich ausgemacht.

Der Begriff wurde vom Führungsforscher Martin Hilb geprägt. Er bezeichnet diesen Zustand als eine Art Selbstjustiz des Arbeitnehmers. Der Angestellte fühlt sich ungerecht behandelt und arbeitet nur noch so viel, wie ihm angesichts dieser Behandlung als fair erscheint. Er stellt also durch Arbeitsverweigerung sein Gerechtigkeitsgefühl wieder her.

Die Ursachen für geringe emotionale Mitarbeiterbindung ließen sich in der Regel auf Defizite bei der Personalführung zurückführen, erklärte der Gallup-Sprecher.

Die Mitarbeiter, die sich innerlich verabschiedet haben, fehlen demnach häufiger. Sie entwickeln so gut wie nie Ideen, wie sich die Arbeitsabläufe und Produkte des Unternehmens verbessern lassen, und einige verlassen irgendwann das Unternehmen - was zu Verlusten beim Know-how führt. Und beim Geld: Laut Gallup-Schätzung entsteht durch schlecht motivierte Mitarbeiter ein volkswirtschaftlicher Schaden von 98,5 bis 118,4 Milliarden Euro pro Jahr.

In Deutschland gibt es rund 33,8 Millionen Erwerbstätige ab 18 Jahren. Nimmt man an, dass von diesen 17 Prozent innerlich gekündigt haben, würde das bedeuten: Mehr als 5,4 Millionen Menschen arbeiten nur das Nötigste oder sabotieren gar die eigene Firma.

bos
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