»Wirtschaftliche Unzumutbarkeit« Gasanbieter in Niedersachsen gibt wegen hoher Preise auf

Die Deutsche Energiepool zieht sich aus dem Gasmarkt zurück und kündigt Kunden die Verträge. Unterdessen sieht der Bund trotz der gestiegenen Preise keine Anzeichen für Versorgungsengpässe.
Flamme eines Gasherds (Symbolbild): Anbieter in Bedrängnis

Flamme eines Gasherds (Symbolbild): Anbieter in Bedrängnis

Foto: Patrick Pleul/ picture alliance / dpa

Die drastisch gestiegenen Gaspreise zwingen in Deutschland einen ersten Versorger in die Knie. Die im niedersächsischen Salzbergen ansässige Deutsche Energiepool teilte auf ihrer Onlineseite mit , vielen Kunden die Lieferverträge gekündigt zu haben. »In den letzten Monaten haben sich die Beschaffungspreise für Erdgas und für Strom am Terminmarkt rund verdreifacht, die Preise für kurzfristige Beschaffung sind rund verfünffacht«, erklärte das Unternehmen. Mit einer solchen Entwicklung habe kaum jemand gerechnet.

Das Unternehmen spricht von einer »wirtschaftlichen Unzumutbarkeit«, durch die man sich zu den Kündigungen gezwungen gesehen habe. Zudem sei beschlossen worden, die bundesweite Belieferung von Erdgas vollständig einzustellen. Wie viele Kunden das betrifft, blieb zunächst offen.

In der Kälte müssen die Kunden aber nicht sitzen. Der Energiekonzern E.on springt ein. »Als zuständiger Grund- und Ersatzversorger in weiten Teilen Deutschlands steht E.on allen betroffenen Kunden zur Seite, die nicht mehr beliefert werden können.« Der Konzern stelle sicher, dass es zu keiner Unterbrechung der Energieversorgung komme.

Bei E.on stehe beim Energieeinkauf vor allem die Planungssicherheit im Vordergrund, betonte E.on-Energie-Manager Christoph Müller. »Wir kaufen die benötigten Energiemengen langfristig und vorausschauend ein, um genau solche Preisspitzen, wie wir sie derzeit erleben, im Sinne unserer Kunden zu vermeiden.«

Bund sieht keine Versorgungsengpässe beim Gas

Die drastisch gestiegenen Gaspreise haben in Großbritannien mehrere Billiganbieter in die Insolvenz getrieben. »Die Versorgungssicherheit in Deutschland ist weiterhin hoch«, betonte eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums. Versorgungsengpässe werde es nach derzeitigem Stand nicht geben. Die Gasspeicher in Deutschland mit einer Gesamtkapazität von 24,6 Milliarden Kubikmeter seien zu 64,69 Prozent gefüllt, dieser Prozentsatz steige wöchentlich. Im Vergleich etwa zu Großbritannien habe Deutschland 16-mal mehr Kapazitäten aufgebaut.

Die Deutsche Energiepool kündigte an, sich künftig auf Dienstleistungen im Energiesektor zu konzentrieren. »Derzeit sind wir auf telefonischem Weg aufgrund der Überlastung nur schlecht erreichbar«, hieß es zudem. Auf eine E-Mail der Nachrichtenagentur Reuters reagierte das Unternehmen zunächst nicht. Die Firma mahnte ihre Kunden zur Zahlungstreue. »Bis zum Tag des Wirksamwerdens der Kündigung wird der Vertrag unsererseits erfüllt – bitte halten auch Sie sich daran.«

mic/Reuters
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