Abgestürzte Adani-Gruppe Indischer Milliardär beruhigt Anleger mit Kreditrückzahlung

Die Attacken eines US-Hedgefonds schrumpften das Aktienvermögen des Unternehmers Gautam Adani um Milliarden. Jetzt soll die vorzeitige Tilgung eines Darlehens zeigen: Es ist noch Geld da.
Bild des indischen Milliardärs Adani: Zweifel bleiben

Bild des indischen Milliardärs Adani: Zweifel bleiben

Foto: Divyakant Sovlanki / EPA

Die vorzeitige Rückzahlung eines Kredits durch den indischen Milliardär Gautam Adani hat Investoren am indischen Aktienmarkt offenbar etwas beruhigt. Adani und seine Familie zahlten laut einer aktuellen Mitteilung gut 1,1 Milliarden US-Dollar zurück, die eigentlich erst im September 2024 fällig geworden wären. Zuvor hatten sich Sorgen breit gemacht, dass Adani nur noch begrenzt Zugang zu frischen Finanzmitteln habe.

Aktien von Unternehmen aus seiner Firmengruppe erholten sich, allen voran die des Flaggschiffs Adani Enterprises mit einem Plus von zuletzt etwa 15 Prozent. Seit den Vorwürfen des US-Leerverkäufers Hindenburg Research vor rund zwei Wochen summieren sich die Verluste aber immer noch auf rund 46 Prozent.

Hindenburg hat sich nach eigenem Bekunden zum Ziel gesetzt, bei Unternehmen Unregelmäßigkeiten etwa in der Buchhaltung aufzuspüren und von den mutmaßlichen Missständen zu profitieren. Hindenburg hatte Adani den »vielleicht größten Finanzbetrug in der Geschichte« vorgeworfen. In der Folge hatten börsennotierten Firmen aus dem Reich des Inders in Summe umgerechnet mehr als 100 Milliarden Euro an Wert verloren, und damit mehr als die Hälfte des ursprünglichen Börsenwertes. Adani streitet die Vorwürfe ab und droht mit rechtlichen Schritten.

Die Vorwürfe von Hindenburg hatten den ohnehin bereits schwelenden Sorgen hinsichtlich der schuldenfinanzierten rasanten Expansion von Adanis Firmengruppe Bahn gebrochen. Verstärkt wurde dies durch den Stopp des geplanten Verkaufs neuer Aktien in der vergangenen Woche. Am Wochenende hatte Adani Enterprises laut Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg dann auch eine geplante Anleihe-Emission gestoppt. (Lesen Sie hier mehr zu Gautam Adani und den Vorwürfen: Attacke auf Indiens Superstar )

Warnung vor verfrühtem Optimismus

Mit der nun erfolgten vorzeitigen Schuldenrückzahlung von 1,1 Milliarden Dollar bekommt Adani wieder Zugriff auf Aktien, mit denen die Kredite besichert waren. Das könnte die Finanzierungsoptionen für den Inder insgesamt wieder verbessern. Jüngst noch hatten einige Banken die Wertpapiere der Gruppe, deren Geschäfte vom Betrieb von Häfen bis zur Energieerzeugung reichen, nicht mehr als Sicherheiten für Kundengeschäfte akzeptiert.

Die Blicke richten sich nunmehr auf aktuelle Geschäftszahlen von Adanis Unternehmen. So beruhigte der Stromnetzbetreiber Adani Transmission die Anleger mit einem deutlichen Gewinnanstieg im abgelaufenen Geschäftsquartal, während die Hafentochter Adani Ports die Erwartungen verfehlte.

Ein Analyst von Bloomberg Intelligence warnte mit Blick auf die Kurserholung von Adani-Aktien indes vor verfrühtem Optimismus. Neben der Kreditrückzahlung spielten wohl auch technische Faktoren eine Rolle, nachdem die Aktien überverkauft gewesen seien. Kaufinteressierte sollten daher eher einen erfolgreichen Test der jüngsten Tiefs abwarten.

Der Fall Adani beschäftigt mittlerweile auch die indische Politik. Weil die Firmengruppe eine enorme wirtschaftliche Bedeutung für das Land hat, fürchten manche Beobachter eine mögliche Ausweitung der Krise auf den Finanzsektor. Die Verbindungen zwischen Adani und der indischen Politik sind eng – entsprechend interpretiert der Unternehmer den Angriff des US-Hedgefonds auf sein Imperium als Attacke auf das ganze Land.

sak/dpa
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