Energieversorgung Gazprom füllt deutsche Gasspeicher nicht auf

Verdichterstation in der Slowakei
Foto: DPARusslands Staatskonzern Gazprom hat das Versprechen des Kremls offenbar nicht eingelöst, vom 8. November an seine Gasspeicher in Deutschland aufzufüllen – und so für Entspannung in Europas Gaskrise zu sorgen.
Wie Daten des Industrieverbandes Gas Infrastructure Europe zeigen, haben sich die deutschen Reservoirs der Gazprom-Tochter Astora seit dem Stichtag sogar weiter geleert.
Der durchschnittliche Füllstand ist von 22 auf 18 Prozent gesunken. Der bei Weitem größte Astora-Speicher im niedersächsischen Rehden ist nur noch zu sieben Prozent voll. Dagegen sind die Reservoirs aller anderen größeren Betreiber zu mindestens zwei Drittel gefüllt.

Der Teufel hinter der Kirchentür
Anstatt ihre Skandale aufzuklären, herrscht in Trier, dem ältesten Bistum Deutschlands, noch immer ein System, das die Aufarbeitung erschwert. Recherchen zeigen, wie Kirchenobere mutmaßliche Täter schützten. Hätten weitere Opfer verhindert werden können?
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Ende Oktober hatte Russlands Präsident Wladimir Putin in einer vom Fernsehen übertragenen Kabinettssitzung den Gazprom-Chef Alexej Miller gebeten, vom 8. November an die Speicher in Deutschland und Österreich aufzufüllen. Tatsächlich ist das Gegenteil geschehen.
Welche Rolle spielt Nord Stream 2
Dies verstärkt die Sorge an Europas Gasmärkten vor einem möglichen Engpass im Winter. Gazprom liefert seit Monaten auffallend wenig Brennstoff gen Westen – obwohl die Preise hier extrem hoch sind. Der Staatskonzern wird verdächtigt, er wolle so Druck ausüben, um eine vorzeitige Freigabe der Ostseepipeline Nord Stream 2 zu erreichen.
Putin hatte angekündigt, die Gaslieferungen nach Europa zu erhöhen, sobald Nord Stream 2 in Betrieb sei. Allerdings wird das noch dauern. Die Bundesnetzagentur hat das Zertifizierungsverfahren vorerst gestoppt .
Laut der EU-Gasmarktrichtline dürfen Produktion, Transport und Vertrieb von Erdgas nicht durch dasselbe Unternehmen erfolgen; bei Nord Stream 2 könnte das nach Ansicht der Regulierer aber womöglich der Fall sein. Bis zur Freigabe wird es daher voraussichtlich noch Monate dauern – sofern sie überhaupt erfolgt.
Astora erklärt auf SPIEGEL-Anfrage, man habe als Betreiber von Gasspeichern »aufgrund gesetzlicher Vorgaben keinen Einfluss auf das Kundenverhalten und die Füllstände«.
Die Verunsicherung treibt die Preise im europäischen Großhandel unterdessen weiter nach oben. Am Freitag kostete eine Megawattstunde Erdgas am niederländischen Referenzmarkt TTF zeitweise mehr als 100 Euro. Vor Jahresfrist waren es um die 16 Euro.
Mehr als 700 Gasversorger in Deutschland haben ihre Endkundenpreise bereits erhöht oder dies angekündigt.