Studie zu Gehaltsunterschieden Auch weibliche Bosse verdienen schlechter

Wie sieht es in deutschen Konzernetagen mit der Lohngerechtigkeit aus? Schlecht, lautet das Fazit einer neuen Studie. Für weibliche Vorstände ist der Abstand zu männlichen Kollegen demnach so groß wie für Durchschnittsverdienerinnen.
Zu wenig: Frauen in Top-Positionen

Zu wenig: Frauen in Top-Positionen

Foto: Oliver Berg/ picture alliance / dpa

In den Vorständen und Aufsichtsräten der börsennotierten Unternehmen in Deutschland klafft ein Gender Pay Gap, also eine Gehaltslücke zwischen Mann und Frau. Die meisten Top-Frauen verdienen weniger als Männer in vergleichbarer Position. Nimmt man die - hauptsächlich männlichen - Vorstandschefs mit ihrer höheren Bezahlung aus der Betrachtung heraus, wird die Lücke kleiner, aber sie verschwindet nicht.

Dies ist das zentrale Ergebnis einer aktuellen Studie, die The Boston Consulting Group exklusiv für manager magazin erstellt hat und die das Magazin in seiner Januar-Ausgabe auswertet. Am Ende der Liste rangieren der Dax-Konzern HeidelbergCement, der MDax-Konzern Ströer, Hornbach und Patrizia aus dem SDax sowie der Möbel-Multi Steinhoff wiederum aus dem MDax. Die drei Schlusslichter bilden Deutsche Wohnen, Nemetschek und United Internet - bei denen weder im Vorstand noch im Aufsichtsrat Frauen arbeiten.

Über alle Unternehmen gerechnet, erhält ein weiblicher Vorstand 2,1 Millionen Euro, gut 30 Prozent weniger als die durchschnittliche Vergütung eines männlichen Kollegen (3,1 Millionen). Bleibt der CEO außen vor, verringert sich die Lücke auf 22 Prozent. Ein Aufsichtsrat kassiert im Schnitt 119.000 Euro, seine weibliche Kollegin 95.000 Euro, also 20 Prozent weniger. Vergleicht man allein die "einfachen" Kontrolleure, beträgt der Verdienstabstand noch 11 Prozent.

Männer erhalten für ihre Arbeit in Ausschüssen des Aufsichtsrats im Schnitt 61 Prozent mehr Geld als Frauen, weil sie öfter den Vorsitz innehaben oder in wichtigeren und besser bezahlten Ausschüssen sitzen. Teils fällt sogar das Sitzungsgeld fürs weibliche Geschlecht geringer aus. Die Gehaltslücke in den Vorständen ist wesentlich auf die oft erst kürzere Verweildauer der Frauen im Amt zurückzuführen.

Das sogenannte Gender Pay Gap im Top-Management korrespondiert mit der Gehaltslücke bei den Durchschnittsverdienerinnen. Laut EU liegt die gesamtwirtschaftliche Lohndifferenz hierzulande zwischen Männern und Frauen bei 22 Prozent.

Der "BCG Gender Diversity Index" wurde in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Strategie & Organisation der Technischen Universität München erstellt. Er durchleuchtet die nach Marktkapitalisierung 100 größten Unternehmen der Republik, soweit deren Vergütungsdaten individualisiert ausgewiesen wurden. Die Hälfte sind Industriefirmen, als Stichtag wurde der 30. Juni 2017 gewählt.

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