Geldwäsche-Berichte Kurs der Deutschen Bank bricht stark ein

Filiale der Deutschen Bank in London
Foto: TOLGA AKMEN / AFPNach internationalen Medienberichten über erhebliche Versäumnisse bei der Bekämpfung von Geldwäsche ist der Aktienkurs der Deutschen Bank regelrecht eingebrochen. Bis Montagmittag sackte er an der Börse in Frankfurt am Main um mehr als acht Prozent ab. Der Deutsche Aktienindex (Dax) insgesamt verlor zwischenzeitlich mehr als drei Prozent zum Schlusskurs von Freitag.
Laut geheimen Unterlagen des US-Finanzministeriums, über die in Deutschland WDR, NDR und "Süddeutsche Zeitung" berichtet hatten, akzeptierten mehrere internationale Geldhäuser mutmaßliche Mafiosi, Millionenbetrüger und sanktionierte Oligarchen als Kunden und führten für sie Überweisungen in Milliardenhöhe aus. Gemeldet worden seien die in den sogenannten "FinCEN-Files" genannten Vorgänge mitunter nur sehr zögerlich und zum Teil mit jahrelanger Verspätung.
Das Datenleck bringt auch die Deutsche Bank in Erklärungsnot. Nach Einschätzung von US-Ermittlern sollen russische Kriminelle und ein für Terrorgruppen tätiger Geldwäscher unter anderem über die Moskauer Filiale der Deutschen Bank Geld gewaschen haben.
Commerzbank weist Vorwürfe zurück
Doch nicht nur die Deutsche Bank kämpft mit den Folgen der weltweiten Berichterstattung, auch die Commerzbank steht unter Druck. Das Geldhaus hat die Vorwürfe zu Verfehlungen im Kampf gegen Geldwäsche nun zurückgewiesen. Die in den "FinCEN-Files" genannten Themen seien bekannt und beruhten auf Verdachtsmeldungen, die die Commerzbank überwiegend im Zeitraum 2010 bis 2016 an die Aufsichtsbehörden geschickt habe, erklärte das Institut.
Medien hatten von verdächtigen Zahlungen der Commerzbank berichtet, die sich auf insgesamt rund zwei Milliarden Euro summieren. Der Kurs der Aktie brach im Vergleich zum Schlusskurs am Freitag um mehr als 6 Prozent ein.
Seit 2015 habe die Bank das globale Compliance-Management personell verstärkt und mehr als 800 Millionen Euro investiert, hieß es. "Wir stellen heute auch mittels moderner Filter- und Kontrollsysteme fortlaufend sicher, dass verdächtige Transaktionen den zuständigen Behörden gemeldet werden und das Geschäft den aktuell geltenden regulatorischen Anforderungen entspricht".
Opposition sieht "Staatsversagen in großem Stil"
In der Politik werden nach den Enthüllungen Forderungen nach mehr Befugnissen für Aufsichtsbehörden sowie härteren Strafen laut. SPD-Chef Norbert Walter-Borjans forderte "endlich transparente Regeln und eine fühlbare Sanktionierung von Verstößen". Gegenüber den Zeitungen der Funke Mediengruppe kritisierte er, CDU und CSU würden Vorstöße der SPD blockieren, "moralische Kategorien zur Richtschnur des Wirtschaftens" zu machen.
Der wirtschafts- und finanzpolitische Sprecher der Grünenfraktion im Europaparlament, Sven Giegold, nannte es "skandalös, dass internationale Großbanken auch nach der globalen Finanzkrise Geldwäsche in großem Stil zulassen." Die Grünen werden Giegold zufolge im neuen Steuerausschuss des Europaparlaments eine Anhörung zu dem Datenleck auf den Weg bringen, man sehe Staatsversagen im großen Stil.
"Interessant dürfte vor allem sein, wann genau welche der beteiligten Banken zuletzt fragwürdige Geschäfte gemacht hat", sagte Giegold.