Geparkte Milliarden
Banken suchen Schutz bei der EZB
Kurz vor Jahresende gehen die europäischen Banken auf Nummer sicher und parken ihr Geld bei der EZB. Innerhalb eines Tages stiegen die Einlagen um fast 40 Milliarden Euro. Die Zentralbank lagert 452 Milliarden Euro - so viel wie noch nie seit Einführung des Euro.
Euro-Logo vor der EZB-Zentrale in Frankfurt am Main: Panik bei den Banken
Foto: dapd
Frankfurt am Main - Die europäischen Banken vertrauen offenbar nur noch einer Institution: der Europäischen Zentralbank. Im Eilverfahren parken die Institute Geld bei der Notenbank. Innerhalb eines Tages stiegen die sogenannten Übernacht-Einlagen um rund 40 Milliarden auf 452 Milliarden Euro, wie die EZB mitteilte. So viel Geld hatten die Banken nicht einmal während der Finanzkrise 2008 dort gebunkert.
Erst am Dienstag waren die kurzfristigen Einlagen erstmals über die Marke von 400 Milliarden Euro gesprungen. Sie gelten als eine Art Angst-Indikator der Finanzbranche. Je stärker sich die Banken gegenseitig misstrauen, desto mehr Geld legen sie tageweise bei der EZB an. Dort gilt das Geld als sicher, dafür nehmen die Institute sogar extrem niedrige Zinsen in Kauf. Die EZB zahlt nur einen Mini-Zins von 0,25 Prozent.
Der sogenannte Interbankenmarkt, über den sich die Geldhäuser normalerweise mit Darlehen versorgen, droht auszutrocknen. Die Institute können derzeit nicht einschätzen, welche Risiken durch Staatsanleihen angeschlagener Euro-Länder bei den Konkurrenten schlummern.
Die Krisenmaßnahmen der EZB scheinen damit nicht wie gewünscht zu wirken. Die Notenbank half den Instituten vergangene Woche mit Langzeit-Krediten in Höhe von fast 500 Milliarden Euro aus. Doch die Hoffnung, dass die Institute nun mehr Kredite an Unternehmen weitergeben und damit die Wirtschaft ankurbeln, erfüllte sich bisher nicht. Denn es scheint, dass die Banken einen Teil dieser Mittel wieder bei der EZB parken.
Weidmann verteidigt EZB-Strategie
Bundesbank-Präsident Jens Weidmann verteidigte dennoch den Riesen-Kredit durch die Notenbank. Das Geschäft sei notwendig gewesen, um den Kreditfluss zur Wirtschaft in Gang zu halten, sagte Weidmann dem Magazin "Stern". "Es ist eine Überbrückungshilfe für die Banken, die erst dann wieder gefestigt dastehen können, wenn die Staatsschuldenkrise überwunden ist", sagte er.
Zugleich lehnte es Weidmann aber ab, dass die EZB mit verstärkten Anleihekäufen eingreift. "Staatsfinanzierung mit der Notenpresse würde auf Dauer zu Lasten gerade der kleinen Sparer gehen, der Menschen mit niedrigem Einkommen", sagte Weidmann mit Blick auf Inflationsrisiken.
Trotz des gegenseitigen Misstrauens in der Finanzbranche sagte der Bundesbank-Präsident, er sehe "überhaupt keinen Grund, in Panik zu verfallen". Der Euro sei stabiler als die D-Mark. Auch die Perspektiven für Deutschland seien gut: Das Wachstum sei relativ robust, die Arbeitslosigkeit so niedrig wie lange nicht. "Wir gehen davon aus, dass die Einkommen der privaten Haushalte im kommenden Jahr um drei Prozent steigen", sagte Weidmann. "Da kann man doch nicht so tun, als ob die Welt untergeht."