Geplanter Börsengang Wie Sie an Facebook-Aktien kommen

Facebook-Logo: Trubel um anstehenden Börsengang
Foto: Jens Büttner/ dpaHamburg - Kennen Sie die Legende von den 1000 Millionären? Die geht jedesmal im Silicon Valley um, wenn ein großes IT-Unternehmen seinen Börsengang anstößt. Als Google im August 2004 das erste Mal Aktien ausgab, wurden Schätzungen zufolge rund 900 Mitarbeiter schlagartig zu Millionären. Zumindest auf dem Papier. Denn sie hatten neben ihrem Gehalt auch Anteile der Suchmaschine bekommen.
Nun drängt Facebook an die Börse, und die Hype-Maschine läuft: Der Investment-Professor Steve Kaplan nennt Facebook schon das "beste Investment aller Zeiten". Der amerikanische TV-Sender MSNBC spricht davon, dass der Börsengang auch die Hungrigen in Afrika füttern wird. Und selbst wenn die Welle doch nicht bis nach Afrika schwappt: Zumindest unter der Facebook-Belegschaft wird es nach dem Börsengang deutlich mehr Millionäre geben als vorher.
Kurz: Die Erwartungen sind schon jetzt exorbitant, obwohl Mark Zuckerberg gerade erst seinen Börsenprospekt eingereicht hat. Das schreckt Sie nicht ab? Sie wollen auch Facebook-Aktien kaufen?
Dann lesen Sie folgende Gebrauchsanleitung. Aber bitte bis zum Ende! Denn eine Frage ist, wie man jetzt schon an Aktien kommt. Eine andere, ob Ihre Nerven wirklich stark genug sind um mitzuzocken.
Kann ich jetzt schon Aktien ordern?
Das wird schwierig. Denn das Ausgabeverfahren bevorzugt Großkunden und vor allem Amerikaner. Facebook hat mehrere Banken beauftragt, einen Teil der Aktien auszugeben. Im Börsensprech werden solche Banken als Book Runner bezeichnet. Diesen Job übernehmen: Morgan Stanley (wird mit dem größten Kontingent ausgestattet), JPMorgan, Goldman Sachs, Bank of America/Merrill Lynch, Allen & Co sowie Barclays.
Fünf US-Banken und ein britisches Institut also. Sie nehmen jeweils für einen Teil der Facebook-Aktien Vorbestellungen entgegen - und verteilen die Aktien dann weiter. "Die Institute haben keinerlei Verpflichtungen, an wen sie die Aktien ausgeben", sagt Robert Halver, Börsenhändler bei der Baader Bank. "Und da gilt erst einmal das Prinzip 'Freunde und Familie zuerst'." Sprich: Die Banken werden erst ihre besten Kunden bedienen, Investmentfonds etwa oder reiche Privatkunden.

Denn das Angebot ist knapp. Facebook gibt zunächst nur vergleichsweise wenige Aktien aus. Eine genaue Zahl nennt das Unternehmen in seinem Börsenkatalog nicht. Rein rechnerisch sind es aber weniger als zehn Prozent des Unternehmenswerts. So will Facebook durch den Börsengang rund fünf Milliarden Dollar einnehmen - der Unternehmenswert dagegen wird auf 75 bis 100 Milliarden Dollar geschätzt.
Hinzu kommt, dass fünf der sechs Banken amerikanisch sind - dass also ein Großteil der Anteile zunächst in den USA zirkuliert. Große deutsche Banken und Vermögensfonds brauchen also umso mehr Verhandlungsgeschick, um schon vorab an Aktien zu kommen. Und wenn sie es schaffen, dürften auch sie zunächst ihre Großkunden bedienen.
"Es ist eben nicht so wie seinerzeit beim Börsengang der Telekom, wo der Bund als Eigentümer penibel darauf geachtet hat, dass jeder Anleger eine Mindestmenge dieser sogenannten Volksaktien erhält", sagt Tobias Kramer, Herausgeber des Fachmagazins "Der Zertifikateberater". "Deutsche Privatanleger stehen da ganz weit hinten in der langen Schlange der Interessenten."
Deutsche Anleger müssen sich also noch etwas gedulden. Spätestens wenn das Unternehmen an der US-Börse gelistet ist, wird man aber auch in Deutschland Aktien ordern können.
Ist es überhaupt ratsam, in Facebook zu investieren?
Sobald die Aktie regulär gehandelt wird, geht man einfach zur Bank und gibt dieser den Auftrag, entsprechende Anteile zu ordern. Oder man kauft selbst über einen Online-Broker. Vorher allerdings sollte man noch einmal die eigene Stressresistenz hinterfragen. Denn der Aktienkurs dürfte stark schwanken.
Anlage-Experte Kramer rechnet zunächst mit einem rasanten Anstieg. "Das Angebot ist knapp, und die Nachfrage wird enorm sein", sagt er. Sollte Facebook zum Beispiel im US-Technologieindex Nasdaq aufgenommen werden, hätte die Aktie dort schlagartig Gewicht. Der Nasdaq 100, ein Index mit den 100 größten und meistgehandelten Nasdaq-Aktien, hat derzeit eine Marktkapitalisierung von rund 2,9 Billionen Dollar. Facebooks Börsenwert wird auf bis zu 100 Milliarden Dollar geschätzt.

Das wären dann schon ohne die an den ersten Tagen möglichen Kursübertreibungen etwa dreineinhalb Prozent des Index. "Investmentfonds, die diesen Index 1:1 nachbilden oder die einen Schwerpunkt auf Technologieaktien haben, kommen an der Facebook-Aktie gar nicht vorbei", sagt Kramer. "Sie müssen kaufen."
Es ist aber auch möglich, dass Investoren nur kurz abkassieren - und ihre Anteile dann rasch wieder abstoßen. Das geschah zum Beispiel beim nach dem heißerwarteten Börsengang des Rabattportals Groupon. Der Kurs purzelte rasch unter den Startwert - und blieb lange darunter. Wer kurz nach dem Börsengang kaufte, zählte zu den Verlierern.
Wie kann ich noch in Facebook investieren?
Es gibt Online-Plattformen, auf denen Investoren an der Börse vorbei Investitionen tätigen. Beispiele sind Sharepost.com, Secondmarket.com oder Internetglobalvalue. Auf einigen dieser Plattformen werden sogar schon jetzt Wege angeboten, um vom Facebook-Boom zu profitieren.
Eine Plattform etwa auktioniert derzeit sogenannte Zertifikate. Das sind Papiere, die die spätere Wertentwicklung der Facebook-Aktie abbilden. Wenn der Anleger sie verkauft, bekommt er den aktuellen Gegenwert der Aktie ausgezahlt. Später dürften Banken diese Anlageform ebenfalls anbieten.
Derzeit ist diese Anlageform allerdings eher etwas für Profis. "Die geforderten Mindestinvestments sind sehr hoch, ebenso die Zugangsbarrieren und natürlich auch das Risiko", sagt Kramer. "Weniger erfahrene Anleger sollten warten, bis sie in Deutschland zugreifen können - und sich dabei von ihrem Anlageberater intensiv beraten lassen, ehe sie investieren."