Airbus-Probleme Einige Germanwings- und Lufthansa-Piloten weigern sich zu fliegen

In Düsseldorf, Stuttgart und Berlin wollten nach Informationen von SPIEGEL ONLINE mehrere Crews ihre Flüge mit Airbus-Maschinen nicht antreten. Die Unglücksmaschine stand am Montag stundenweise am Boden - wegen technischer Probleme.
Airbus-Probleme: Einige Germanwings- und Lufthansa-Piloten weigern sich zu fliegen

Airbus-Probleme: Einige Germanwings- und Lufthansa-Piloten weigern sich zu fliegen

Foto: Sven Becker

Nach dem tragischen Flugzeugabsturz über Südfrankreich mit 150 Toten weigerten sich offenbar mehrere Crews der betroffenen Airline Germanwings, ihre Flüge mit Maschinen des Unglückstyps von Airbus anzutreten. Am Flughafen Düsseldorf, wo der abgestürzte Flieger aus Barcelona landen sollte, seien seit Mittag mehrere Flugzeuge am Boden geblieben, berichten Passagiere. Auch Airbus-Maschinen des Germanwings-Mutterkonzerns Lufthansa sollen davon betroffen gewesen sein.

Auf den Anzeigetafeln seien mehrere Flüge von Germanwings und Lufthansa als "gecancelt" angezeigt worden, obwohl die Flugzeuge einsteigebereit am Gate standen, so Passagiere. SPIEGEL-Redakteur Sven Becker beobachtete lange Schlangen vor Infoschaltern. Auf Anzeigetafeln wurden Flüge nach Madrid, Stockholm und London als annulliert angezeigt.

Auch am Stuttgarter Flughafen wurden drei Germanwings-Flüge gestrichen - ebenso der Flug von Berlin nach London. In Düsseldorf bekamen wartende Passagiere die Auskunft vom Bodenpersonal, dass sich die Crews zurückgezogen hätten, um über ihre "Fluguntauglichkeit" zu beraten. Ein einziger Germanwings-Flug von Düsseldorf sei nach Berlin-Tegel aufgebrochen. Es gebe "in der Tat Germanwings-Crews, die heute ihren Dienst aus persönlichen Gründen nicht antreten konnten", bestätigte ein Lufthansa-Sprecher gegenüber SPIEGEL ONLINE. Allerdings sei nicht bekannt, "dass dies aus Sorge geschah, dass etwas nicht in Ordnung war", so der Sprecher.

Hintergrund für die Weigerung etlicher Piloten, ihren Dienst im Cockpit aufzunehmen, ist offenbar die Tatsache, dass die Unglücksmaschine gestern stundenweise im sogenannten AOG-Modus ("Aircraft on Ground") in Düsseldorf am Boden gestanden hat - wegen technischer Probleme. Es habe ein "Problem an der 'Nose Landing Door'" gegeben, bestätigte Lufthansa.

Die "Nose Landing Door" ist die Klappe, die sich am Rumpf öffnet und schließt, wenn das Bugrad raus- und reingefahren wird. "Dieses Problem war aber vollständig behoben worden, sodass das Flugzeug seit 10 Uhr gestern Vormittag wieder im regulären Flugdienst unterwegs war", so der Lufthansa-Sprecher.

Germanwings-Mitarbeiter an den Schaltern hätten am Dienstag wartenden Gästen empfohlen, mit Mietwagen abzureisen, da nicht damit zu rechnen sei, dass die Flüge heute noch abheben würden. Dennoch wurden wohl weiterhin Menschen durch den Sicherheitscheck geschleust, obwohl klar gewesen sei, dass die betreffenden Flüge gestrichen wurden. Anwesende Passagiere beschreiben die Kommunikation der Fluglinie als "chaotisch" und "wenig koordiniert."

Später am Abend reagierte der Flughafen und stellte Feldbetten für die gestrandeten Passagiere auf: "Wir schaffen von Flughafenseite einige Übernachtungsmöglichkeiten", sagte ein Sprecher des Airports. Ob die Feldbetten genutzt werden oder betroffene Fluggäste von der Airline in Hotels untergebracht würden, könne aber noch nicht gesagt werden. Wie viele Feldbetten aufgestellt werden, sagte der Sprecher nicht. Mitarbeiter von Germanwings seien fleißig dabei umzubuchen: "Die Airline tut ihr bestes."

Die Lufthansa, aber auch Germanwings betonten in der Vergangenheit stets das hohe Sicherheitsbewußtsein ihrer Airlines und der Beschäftigten. Stattdessen meldete sich der Sprecher der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) zu Wort. Streiks im Zusammenhang mit dem jüngsten Tarifkonflikt um die Übergangsversorgung der Piloten, sagte er gegenüber dem "Tagesspiegel", werde es angesichts der Katastrophe vorerst nicht mehr geben. Stattdessen sei nun über "ganz andere" Themen zu reden. Darunter dürften auch Sicherheitsfragen fallen.

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Foto: Duclet Stephane/ dpa
Mit Material von dpa
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