Drohendes Aus
Ver.di fleht die Politik um Hilfe für Schlecker an
Kurz vor der Entscheidung über das Schicksal von Schlecker appelliert die Gewerkschaft Ver.di noch einmal an die Politik. Sie soll dem Unternehmen mit einem Sonderfonds noch mal Luft verschaffen. Aber alles scheint auf ein Aus der deutschen Filialen zuzulaufen. Die französische Tochter ist bereits verkauft.
Ampel vor einer Schlecker-Filiale: Die Zeichen stehen auf Abwicklung
Foto: A3250 Oliver Berg/ picture alliance / dpa
Ehingen - Für die Schlecker-Mitarbeiter sind es bange Tage. Spätestens am Freitag soll der Gläubigerausschuss über das Schicksal der Drogeriekette entscheiden. Die Zeichen stehen auf Zerschlagung. Laut der Nachrichtenagentur dpa liegen keine abschlussreifen Investorenangebote vor. Die "Südwest Presse" berichtete, die Entscheidung über die Abwicklung stehe bevor. "Das Urteil ist gefallen. Am kommenden Freitag gibt es nur die Verkündung", zitierte die Zeitung Branchenkenner.
"Sollte diese Entscheidung fallen, dann gab es kein realistisches und tragfähiges Angebot der Investoren", sagte ein Sprecher des Kreditversicherers Euler Hermes. Das Unternehmen hat als größter Gläubiger von Schlecker ein entscheidendes Mitspracherecht. Derzeit liefen noch harte Verhandlungen zwischen Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz und den zwei verbliebenen Investoren, hieß es. Der Karstadt-Eigner Nicolas Berggruen hatte Interesse angemeldet. Zudem soll der US-Investor Cerberus angefragt haben.
"Für alle ist es das oberste Ziel, dass Schlecker erhalten bleibt, die Voraussetzung ist aber ein belastbares Konzept", sagte der Sprecher von Euler Hermes. Der Kreditversicherer hat Warenlieferungen an die Firma über 300 Millionen Euro abgesichert.
Geschäft in Frankreich ist verkauft
Der Ausverkauf bei Schlecker läuft bereits. Der Insolvenzverwalter vermeldete den Verkauf des Filialnetzes in Frankreich. Die Tochterfirma Schlecker SNC mit 139 Filialen und 750 Mitarbeitern ging an den französischen Lebensmittel-Einzelhändler Systéme U. Auch das Geschäft in Tschechien ist bereits verkauft. Der angestrebte Gesamtverkauf der Schlecker-Gruppe ist damit kaum mehr machbar.
Mit der Abwicklung stünden in Deutschland 14.300 Mitarbeiter auf der Straße. Die Gewerkschaft Ver.di forderte die Politik zum Handeln auf. Die Bundesagentur für Arbeit solle zwei Monate lang aus einem Sonderfonds das Gehalt der Belegschaft zahlen, sagte Ver.di-Vorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger. "Das gibt dem Insolvenzverwalter mehr Raum bei der Investorensuche."
Aus der FDP kam eine harte Abfuhr. "Schlecker ist keine Schlüsselindustrie in Deutschland und hat keine strategische Bedeutung, dass damit ein Industriezweig untergeht", sagte der FDP-Bundestagsabgeordneten Lars Lindemann. "Auf Sondervorteile besteht weder ein rechtlicher noch ein sonst wie gearteter Anspruch." Am Widerstand der FDP war bereits Ende März die Auffanglösung für rund 10.000 Schlecker-Mitarbeiter gescheitert - sie wurden gekündigt.
Schlecker-Mitarbeiter würden auf Sonderzahlungen verzichten
Schlecker schreibt weiter rote Zahlen. Auch eine Klagewelle von Tausenden gekündigten Mitarbeitern und das schwierige Image der Kette belasten die Investorensuche. Auch mit Ver.di gibt es bisher noch keinen verbindlichen Sanierungsbeitrag. Der Gewerkschaft zufolge stimmten bei einer Umfrage rund zwei Drittel der befragten Mitarbeiter einem dreijährigen Verzicht etwa auf Sonderzahlungen zu. Der Insolvenzverwalter hatte eine Senkung der Personalkosten um 15 Prozent gefordert; Ver.di bietet 10,5 Prozent.
Schlecker hat nur noch eine Galgenfrist bis Freitag, um einen Investoren zu finden. Scheitert die Suche, wird der Betrieb eingestellt und Vermögenswerte werden veräußert.