Gestorben Götz Werner, 78

Uli Deck / dpa
In der elterlichen Drogerie in Heidelberg, wo er nach seiner Lehre 1968 eingestiegen war, hielt er sich nicht lange. Schon im folgenden Jahr setzte der Vater den damals 24-jährigen Götz Werner vor die Tür, nachdem der ihm ständig prophezeit hatte, dass er mit seinem Krämerladen pleitegehen würde, wenn er sich nicht neuen Ideen öffnete. Tatsächlich musste der Vater das Geschäft ein Jahr später verkaufen. Götz Werner wechselte zur Großdrogerie Idro. Weil er sich auch dort mit seinen Modernisierungsplänen nicht durchsetzen konnte, machte er 1973 in Karlsruhe seinen ersten eigenen Laden auf, mit Selbstbedienung wie bei Discountern. Das Geschäft nannte er schlicht »dm«, für Drogeriemarkt. Es war der Grundstock für die bis heute größte Drogeriekette Europas. Geprägt von der Anthroposophie, handhabte Werner vieles anders als die meisten Händler. Er setze früh auf nachhaltige Produkte, Mitarbeiter leitete er im Dialog an. Seine Lehrlinge nannte er »Lernlinge« und schickte sie in Theaterworkshops, mit seinen Managern ging er ins Museum, Beuys anschauen. Filialleiter durften eigenständig über ihr Sortiment entscheiden, teils auch über die Löhne. Von 2005 an warb Werner öffentlich für ein Grundeinkommen. Es war ein Thema, mit dem er sich seit den Achtzigerjahren beschäftigt hatte und das ihn fortan zu einem gern gesehenen Talkshowgast machte. 2008 zog sich Werner in den Aufsichtsrat von dm zurück, 2019 übernahm Sohn Christoph die Leitung des Unternehmens. Götz Werner starb am 8. Februar in Stuttgart.