Sorge vor Kartell Maas hätte gerne, dass Google geheime Suchformel offenlegt

Minister Maas: "Am Ende geht es darum, wie transparent die Algorithmen sind"
Foto: Wolfgang Kumm/ dpaHamburg - Heiko Maas hat sich schon öfter als Google-Kritiker profiliert, nun versucht der Bundesjustizminister erneut, den Suchmaschinenkonzern unter Druck zu setzen. Google solle seinen Suchalgorithmus "transparent" machen, sagte der SPD-Politiker der "Financial Times" ("FT", Paywall) .
Hintergrund seiner Forderung ist ein Streit zwischen der EU-Kommission und dem US-Konzern. 2010 hatte Brüssel ein Wettbewerbsverfahren eingeleitet, weil Konkurrenten Google vorwerfen, seine Suchergebnisse so zu manipulieren, dass Ergebnisse von Diensten, die Google selbst betreibt, höher und prominenter angezeigt werden als Ergebnisse der Konkurrenz. Beispiele sind Googles Shopping-Dienst und der Service Google Flights für Flugreisen.
Eigentlich hatten sich die EU-Kommission und Google bereits im Februar geeinigt. Der Suchmaschinenkonzern hatte unter anderem zugesagt, Ergebnissen aus konkurrierenden Diensten mehr Platz einzuräumen und eigene Angebote klarer zu kennzeichnen. Doch vergangene Woche hatte die EU-Kommission weitere Zugeständnisse von Google gefordert. Details nannte der scheidende Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia zunächst nicht.
Das übernimmt nun Justizminister Maas. "Am Ende geht es darum, wie transparent die Algorithmen sind, die Google benutzt, um seine Suchergebnisse zu sortieren", sagte er der "FT". "Wenn eine Suchmaschine einen solchen Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung hat, dann ist dies eine Angelegenheit, mit der wir uns befassen müssen."
Maas hatte Google bereits im Juni mit der Zerschlagung gedroht. Die Frage ist, wie ernst der US-Konzern solche Drohungen nimmt. Auf die Forderung, seinen Algorithmus - und damit sein zentrales Geschäftsgeheimnis - offenzulegen, dürfte der Konzern jedenfalls kaum eingehen.
Robert Kimmitt, der früher US-Botschafter in Berlin war, kritisierte Maas' Forderung. Volkswirtschaften wie Deutschland, "die offene Märkte für ihre innovativen Produkte brauchen, sollten sich Sorgen machen über solche Aufrufe zur Beschlagnahmung von geistigem Eigentum", sagte er. Google selbst kommentierte das Interview mit Maas nicht.