Shoppingverhalten von Frauen Ein Schrank voll Frust

Ich shoppe, also bin ich? Greenpeace hat Frauen nach ihrem Einkaufsverhalten befragt. Ergebnis: Für viele ist Shopping vor allem Stressabbau.

Jeder Deutsche kauft im Schnitt 60 Kleidungsstücke pro Jahr. Glauben Sie nicht? Dann schauen Sie doch mal kurz in den eigenen Schrank. Oder den Ihrer Kinder. Wahrscheinlich liegen auch dort Hemden, Hosen oder Kleider, die noch nie getragen wurden.

Obwohl modetechnisch alle von allem zu viel haben, zielen Konzerne wie Primark, Zara und H&M darauf ab, mit wöchentlich wechselnden Kollektionen und Online-Rabattaktionen die Nachfrage nach Billigmode stabil zu halten. Greenpeace hat jetzt in einer repräsentativen Umfrage Frauen zwischen 18 und 40 Jahren zu ihrem Kaufverhalten befragt. Die erste Erkenntnis: Es gibt Erkenntnis. Denn die meisten Befragten geben an, dass sie mehr Kleidung besitzen, als sie benötigen (60 Prozent), und trotzdem immer wieder mit vollen Tüten nach Hause kommen.

Auffällig dabei: Wer verstärkt soziale Medien wie Facebook oder Instagram nutzt, holt sich dort nicht nur modische Tipps, sondern lässt sich offenbar auch leichter zum Kaufen verführen - allem Überfluss im heimischen Schrank zum Trotz. Das klare Fazit der Umfrage: Wer viel klickt, der shoppt auch viel. Und gibt dabei mehr aus. Nämlich rund 130 Euro im Monat - für Kleider, Schuhe, Handtaschen und Co.

Auf sozial- und umweltverträgliche Produktion achtet dabei nur die Hälfte der Frauen. Aspekte der Nachhaltigkeit gewinnen allerdings mit zunehmendem Alter an Bedeutung.

Einkaufen als Hobby

Shoppen ist heute keine Notwendigkeit mehr, sondern ein Hobby, das mit Tüten-Selfies und Schnäppchenpräsentationen auf YouTube zelebriert wird. Greenpeace hat daher auch nach der Motivation für den regelmäßigen Kaufrausch gefragt. Mehr als die Hälfte der Frauen geben an, dass sie shoppen, um sich aufzumuntern und das eigene Selbstwertgefühl zu steigern. Fast jede Dritte erzählt, dass sie beim Einkaufsbummel Stress abbaut. 39 Prozent geben zu, dass der Klamottenkauf ihnen einen regelrechten "Kick" verleiht.

"Allerdings folgt dem Kick oft der Kater", mahnt Alexandra Perschau, Textil-Expertin bei Greenpeace, die die Umfrage angestoßen hat. "Zwischen Shoppen und Tragen nehmen viele einen Zustand der Erschöpfung und des Ausgelaugtseins in Kauf - vor allem Jüngere scheinen ein gesundes Maß schwerer zu finden."

Viele Befragte legen beim Shopping-Rausch ein suchtähnliches Verhalten an den Tag: Fast jede Vierte verheimlicht, wie viel sie gekauft hat und wie viel Geld sie dafür ausgegeben hat. Und vor allem onlineinspirierte Konsumentinnen geben an, ihre selbst gesteckten finanziellen Grenzen beim Kleiderkauf oft nicht einzuhalten.

Und warum wurden nur Frauen befragt? "Wir wissen, dass diese Fragestellung das Klischee bedient", gibt die Greenpeace-Expertin zu, "aber es ging uns ganz bewusst um das emotionale Kaufverhalten genau dieser Zielgruppe." Vielleicht sind beim nächsten Mal ja die Männer dran.

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