Schmiergeldaffäre Früherer BayernLB-Vorstand bricht sein Schweigen

Spektakuläre Wende im Prozess gegen Gerhard Gribkowsky: Der Ex-BayernLB-Vorstand hat gestanden, dass die Vorwürfe gegen ihn im Wesentlichen stimmen. Dem Manager wird Bestechlichkeit vorgeworfen - weil er bei einem Deal Millionen von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone kassiert haben soll.
Gribkowsky (während der Verhandlung am 9. November 2011): Der Angeklagte ist erkrankt

Gribkowsky (während der Verhandlung am 9. November 2011): Der Angeklagte ist erkrankt

Foto: dapd

München - Der ehemalige BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky hat im Prozess um Schmiergeldzahlungen ein Geständnis abgelegt. Nach acht Monaten Schweigen räumte er am Mittwoch vor dem Landgericht München ein, 44 Millionen Dollar von Formel 1-Chef Bernie Ecclestone erhalten zu haben. "Einen Riesenberg Geld", wie Gribkowsky sagte. Die Anklage stimme im Wesentlichen.

Im Gegenzug für das Geständnis kann der 54-Jährige mit einer Haftstrafe von maximal neun Jahren rechnen. Dies hatte der Vorsitzende Richter Peter Noll ihm vor seiner Aussage zugesichert.

Gribkowsky ist wegen Bestechlichkeit, Untreue und Steuerhinterziehung angeklagt. Er war als Vorstand der BayernLB im Jahr 2006 dafür zuständig, die Beteiligung der Bank an der Formel 1 zu verkaufen, die ihr als Pfand für die Kirch-Pleite zugefallen war. Dabei hatte der Banker immer wieder mit Ecclestone zu tun, ohne den in der Formel 1 nichts laufe. "Sie kommen an gar nichts ran, wenn er nicht will", sagte Gribkowsky in seiner fast zweistündigen Aussage.

Gribkowsky erzählte den Richtern, Ecclestone habe ihn zum Verkauf gedrängt. "Wenn Du mir hilfst, die Formel 1 zu verkaufen, dann beschäftige ich Dich als Berater", habe Ecclestone ihm gesagt. Kurz darauf präsentierte Ecclestone ihm seinen Wunschkäufer: Den britischen Finanzinvestor CVC, der die Formel 1-Mehrheit schließlich kaufte und bis heute besitzt.

"Ich hätte diese Provision schlicht ablehnen müssen"

Ecclestone forderte für die Vermittlung des Käufers 100 Millionen Dollar Provision, wie Gribkowsky erzählte. Er habe ihn dann auf rund 66 Millionen Dollar heruntergehandelt, die BayernLB auch zahlte, weil sie dankbar war, einen Käufer gefunden zu haben, der soviel zahlte. Gribkowsky räumte ein, dass die Provision aus heutiger Sicht nicht nötig gewesen wäre, da Ecclestone die Banken ohnehin los werden wollte. "Ich hätte diese Provision schlicht ablehnen müssen."

Aber auch Gribkowsky füllte seine Kasse. Ecclestone habe ihn bei einem Treffen nach seinen Vorstellungen für seine Arbeit als Berater gefragt. "Tell me numbers (Nenne mir Zahlen) - das weiß ich bis heute", sagte Gribkowsky. Der Banker nannte 50 Millionen Dollar - und bekam auch fast so viel - obwohl er selbst mit weniger gerechnet hatte. "Üblich sind eher 10 Millionen", sagte er vor Gericht.

Die Anklage wirft Gribkwosky deshalb Bestechlichkeit vor, da er als Amtsträger der BayernLB kein Geld hätte annehmen dürfen. Das Geld hat Gribkowsky nach eigenen Angaben in eine Kinderkrebsstiftung in Österreich gesteckt, da er das Elend der betroffenen Familien selbst miterlebt habe, als sein Sohn erkrankte. Die Staatsanwalt sieht darin Steuerhinterziehung.

Gribkowsky sitzt wegen der Vorwürfe schon seit eineinhalb Jahren in Untersuchungshaft. Weil er vor Gericht so lange zu den Vorwürfen geschwiegen hatte, haben die Richter an den bislang 45 Verhandlungstagen mehr als 40 Zeugen vernommen, darunter auch Ecclestone selbst. Er hatte die Zahlung als eine Art Schweigegeld dargestellt, um Gribkowsky von einer Anzeige bei den britischen Steuerbehörden abzuhalten. Auch ihm droht ein Prozess, die Ermittlungen sind aber noch nicht abgeschlossen.

Gribkowsky muss sich neben dem Strafprozess auch in einem Zivilverfahren vor dem Landgericht München verantworten: Die BayernLB wirft ihm und anderen Ex-Vorständen Pflichtverletzungen beim Kauf der österreichischen Skandalbank Hypo Alpe Adria vor und fordert 200 Millionen Euro Schadensersatz. Zum Auftakt des Prozesses am Dienstag hatten die Richter deutlich gemacht, dass sie den früheren Bankchef Werner Schmidt und Gribkowsky für möglicherweise schadensersatzpflichtig halten.

ssu/stk/dapd/dpa
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