Griechen-Rettung Euro-Partner ringen um Vertrauen der Rating-Riesen
Und wieder hängt es an den großen Drei: Die Rating-Agentur Standard & Poor's hat gedroht, eine freiwillige Umschuldung Griechenlands als Zahlungsausfall zu werten, Fitch und Moody's könnten folgen. Nun sucht die Politik nach einem neuen Modell - das es möglicherweise gar nicht gibt.
Hamburg - Es war genau die Reaktion, die Europas Politiker fürchteten: Die Rating-Agentur Standard & Poor's hat am Montag mitgeteilt, dass sie eine Umschuldung nach dem sogenannten Pariser Modell als teilweisen Zahlungsausfall (Selective Default) bewerten würde. Das Konzept, laut dem Banken einen Großteil ihrer auslaufenden Griechen-Anleihen in neue Papiere umtauschen sollen, wollten in ähnlicher Form auch deutsche Banken aufgreifen.
Nun stehen die Verantwortlichen vor einer äußerst kniffligen, möglicherweise unlösbaren Aufgabe: Ein Umschuldungsmodell zu finden, das auch die Rating-Agenturen zufrieden stellt. "Ich vermute, im Moment gibt es viele Telefonate zwischen der europäischen Elite und den Chefs von S&P", sagte die Analystin Louise Cooper der Nachrichtenagentur AP.
Dabei hatte es zuletzt so ausgesehen, als könnten sich auch die drei großen Rating-Agenturen S&P, Moody's und Fitch mit einer freiwilligen Umschuldung Griechenlands anfreunden. Fitch etwa hatte kürzlich angekündigt, einen Schuldentausch noch knapp über einem Zahlungsausfall einstufen zu wollen. Nun hieß es bei Fitch lediglich, die jüngsten Äußerungen von S&P würden derzeit geprüft.
Sollten die Bonitätswächter von einer Pleite Griechenlands ausgehen, würden die Zinsen auf griechische Anleihen weiter steigen, eine Rückkehr des Landes an die Finanzmärkte würde noch unwahrscheinlicher. Ein Zahlungsausfall gilt zudem als schwer kalkulierbares Risiko für das Finanzsystem, weil dann auch Kreditausfallversicherungen (CDS) in unbekannter Höhe fällig würden.
Entsprechend zurückhaltend äußerten sich Politiker nun zur Stellungnahme von S&P. "Wir müssen vorsichtig nach einem Modell mit möglichst wenigen Nebenwirkungen suchen", sagte ein Sprecher des Finanzministeriums AP.
Allerdings ist fraglich, ob sich ein solches Modell überhaupt finden lässt. Denn die Rating-Agenturen legen bei den europäischen Schuldenländern äußerst kritische Maßstäbe an - wohl auch, weil sie in der Finanzkrise durch besonders lasche Bewertungen in Verruf geraten waren. S&P etwa machte frühzeitig deutlich, dass es eine Umschuldung nur nach sehr engen Kriterien als "freiwillig" bewerten würde. Voraussetzung sei unter anderem, dass das neue Angebot den Anlegern keine Verluste bringe. Das aber ist laut S&P beim Pariser Modell der Fall.
In dieser schwierigen Lage entscheiden sich viele Akteure offenbar zum Stillhalten. So beschlossen die Euro-Finanzminister bei ihrem letzten Treffen zwar die Freigabe einer neuen Tranche von Finanzhilfen für die Griechen. Zum geplanten neuen Hilfsprogramm für Griechenland wurden aber keine Details bekannt. Commerzbank
-Chefsvolkswirt Jörg Krämer vermutet in einer Analyse, die Verschwiegenheit habe auch damit zu tun, "dass die Finanzminister noch nicht den Segen der Rating-Agenturen haben".
Nicht alle sind so zurückhaltend. Die deutschen Landesbanken, von denen viele griechische Anleihen in Milliardenhöhe besitzen, entschlossen sich zu einer positiven Bewertung des S&P-Kommentars: "Das ist eine wichtige Wegweisung", sagte ein Sprecher des Landesbanken-Verbandes VÖB. Es sei gut, dass die Rating-Agentur ihre Bedenken so frühzeitig geäußert habe. Das helfe den deutschen Instituten dabei, das französische Modell weiterzuentwickeln und den Vorbehalten Rechnung zu tragen.
dab/AP/dpa-AFX/dpad/Reuters