Übermacht von Google und Co. "Mercedes, Audi oder BMW könnten zu Zulieferern degradiert werden"

EU-Kommissar Günther Oettinger (CDU): "Elektrofahrzeuge als klimaneutral zu betrachten, ist nicht immer richtig"
Foto: Kay Nietfeld/ dpaDer scheidende EU-Haushaltskommissar Günther Oettinger sieht die Zukunft der deutschen Autoindustrie skeptisch. Sie seien zwar bei klassischen Bauteilen wie Stoßdämpfern, Kotflügeln, Sitzen oder Beleuchtungstechnik immer noch führend, sagte Oettinger dem SPIEGEL, nicht jedoch beim Sammeln und Auswerten großer Datenmengen. "Autobauer wie Mercedes, Audi oder BMW könnten zu Zulieferern für Datenkonzerne wie Google oder Mobilitätsdienstleister wie Uber degradiert werden", so Oettinger.
"Die große Gefahr ist, dass die Autokonzerne die Hoheit über die Daten und damit die Schnittstelle zum Kunden verlieren. Wer keine Daten hat, ist machtlos", sagte der CDU-Politiker. In der Folge könnten die Konzerne die Hoheit über die Kundendaten an US-Konzerne verlieren.
Oettinger sagte zudem, es sei riskant, dass sich die Autohersteller zu stark auf Elektromobilität konzentrierten. Der EU-Kommissar sieht hier jedoch auch die Rolle der Politik skeptisch. Die Konzerne reagierten mit ihren Elektrooffensiven nur auf den Druck der Politik - und die setze die Anreize falsch, so Oettinger.

Kalifornien: Selbstfahrendes Auto der Google-Schwesterfirma Waymo
Foto: Andrej Sokolow / dpaDas Reglement der Europäischen Union erlaube es den Herstellern, ihre CO2-Bilanzen schönzurechnen: Bei der Berechnung ihres Flottenausstoßes dürfen sie ein E-Fahrzeug mit null Gramm CO2 ansetzen, obwohl allein bei der Herstellung mehrere Tonnen des Klimagases freigesetzt werden. "Elektrofahrzeuge als klimaneutral zu betrachten", sagt Oettinger, "ist nicht immer richtig, es kommt ja auch drauf an, wie der Strom hergestellt wird, sind es erneuerbare Energien oder nicht".