Modekette H&M will angeblich vor allem junge Mütter entlassen

Mode-Discounter H&M plant wegen der Coronakrise, 800 Angestellte zu entlassen. Offenbar soll es vor allem Mitarbeiterinnen in Elternzeit treffen. Das Unternehmen dementiert.
Das Logo von H&M in Hamburg

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Axel Heimken / DPA

Offenbar will der schwedische Modehändler Hennes & Mauritz in Deutschland vor allem junge Eltern entlassen. Das hat der »Business Insider « berichtet. Demnach legte die Unternehmensführung dafür dem Gesamtbetriebsrat ein Freiwilligenprogramm vor, in dem Angestellte in Elternzeit als prädestinierte Gruppe für Entlassungen aufgelistet werden. Offenbar weil diese nicht zu den umsatzstarken Abendzeiten sowie an Samstagen arbeiten können. Die betreffenden Mitarbeiterinnen sind zwar durch die Elternzeit vor Kündigung geschützt, einmal zurück am Arbeitsplatz können sie aber gekündigt werden.

Insgesamt will H&M in Deutschland rund 800 Stellen streichen, das entspricht rund fünf Prozent aller Beschäftigten des Unternehmens in der Bundesrepublik. Über die Pläne war bereits im November berichtet worden.

Die Gewerkschaft Ver.di hat das Vorgehen des schwedischen Unternehmens kritisiert. »H&M-Deutschlandchef Thorsten Mindermann verhält sich wie ein Unternehmenspatriarch, der Entscheidungen über die Köpfe von Frauen hinweg trifft«, sagte Cosimo-Damiano Quinto aus der Ver.di-Bundesfachgruppe Einzelhandel dem »Business Insider«. »Im Grundgesetz heißt es klipp und klar: Jede Mutter hat Anspruch auf den Schutz und die Fürsorge der Gemeinschaft. Eigentum verpflichtet daher auch Unternehmen wie H&M, Frauen in Elternzeit und berufstätigen Müttern familienfreundliche Arbeitszeiten zu ermöglichen, anstatt ihre Doppelbelastung als Schwäche auszunutzen und zu versuchen, sie auf die Straße zu setzen.«

Die Vorwürfe des "Business Insider" hat H&M inzwischen dementiert. "Das Freiwilligenprogramm bei H&M Deutschland richtet sich nicht vorranging an Mütter und Väter", teilte das Unternehmen gegenüber dem SPIEGEL mit. Es richte sich an alle Kolleginnen aus unterschiedlichen Beschäftigungsverhältnissen, die sich für dieses Programm entscheiden könnten. "Wir gehen in diesem Fall ganz klar nach geltenden rechtlichen Bestimmungen vor."

Die Coronakrise hatte auch den Moderiesen schwer getroffen. Der Nettoumsatz der H&M-Gruppe sank weltweit im Geschäftsjahr von Dezember 2019 bis November 2020 um 18 Prozent auf rund 187 Milliarden schwedische Kronen (etwa 18,3 Milliarden Euro). Bereits im Oktober hatte der Konzern angekündigt, sein Filialnetz ausdünnen zu wollen.

hej/dpa

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