Hamburg-Mannheimer-Affäre
Reiseorganisator will nichts von Sex-Party gewusst haben
Mitarbeiter der Hamburg-Mannheimer machten eine Reise nach Budapest - und vergnügten sich dort mit Prostituierten. Der Mann, der den Trip im Auftrag der Versicherung organisierte, arbeitete zuvor für AWD. Der Manager behauptet, er habe von der Sex-Party nichts gewusst.
Düsseldorf - Im Skandal um die Hamburg-Mannheimer werden neue Details bekannt: 2007 artete ein Ausflug einiger Mitarbeiter in eine Sex-Orgie aus. Der Mann, der den Trip in die Budapester Gellert Therme organisierte, ist Kai Lange, einer der Gründer des Finanzdienstleisters AWD.
Lange führte die Firma ab 1988. 1999 wechselte er als Vertriebsdirektor zur Hamburg Mannheimer. Seit 2008 arbeitet Lange beim AWD-Konkurrenten Formaxx. Er leitet dort den Berliner Vertrieb.
Doch welche Rolle spielte Lange bei dem Vorfall im Juni 2007? Bei der Veranstaltung der Hamburg-Mannheimer, die inzwischen in der Ergo-Gruppe aufgegangen ist, wurden mit Kundengeldern mindestens 20 Prostituierte bezahlt, um den 100 besten Vertretern in der Gellert Therme in Budapest zu Diensten zu sein. Nach SPIEGEL-Informationen
kostete die Lustreise insgesamt gut 83.000 Euro. Der amtierende
Ergo-Chef Torsten Oletzky nannte den Vorfall "unglaublich peinlich".
Lange räumte gegenüber dem "Handelsblatt" ein, für die Hamburg Mannheimer die Reise in die Gellert Therme organisiert zu haben. Mit dem Sex-Skandal will er nichts zu tun haben. "Ich habe mir nichts vorzuwerfen", sagte Lange. Er habe sich den ganzen Abend im Bereich der Discothek aufgehalten - und wisse daher nicht, was seine Vertreter auf dem Gelände der Therme gemacht hätten.
Die Frage, wer, wenn nicht er, die Anweisung gab, Prostituierte einzuladen und Himmelbetten aufzustellen, beantwortete Lange nicht. Teilnehmer der Veranstaltung belasten den Manager zudem: Lange habe die Frauen an dem Abend selbst vorgestellt, berichten sie dem "Handelsblatt" - was Lange bestreitet.
Die Ergo Versicherungsgruppe erwägt, wegen der Lustreise ihrer Vertreter nach Budapest eine Strafanzeige zu stellen. Auch prüft die Versicherung, ob es weitere Vorfälle gab. Beim "Handelsblatt" hatten sich mehrere ehemalige Vertreter gemeldet, die von ähnlichen Eskapaden der Hamburg-Mannheimer berichteten. Prostituierte, insbesondere aus Hamburg, seien auch bei Führungskräftetagungen Stammgäste gewesen.
Die anderen Unternehmen, bei denen Lange tätig war oder ist, distanzierten sich von dem Skandal. Formaxx-Vorstand Eugen Bucher sagte, in seinem Betrieb gebe es keine Sexreisen. Auch ein AWD-Sprecher schloss Sexreisen für sein Unternehmen kategorisch aus.