Neuer Handelsstreit
Südkoreaner boykottieren Waren aus Japan
Japan will Südkorea seine Handelsprivilegien streichen. Nun rufen Schilder in südkoreanischen Supermärkten dazu auf, keine japanischen Produkte mehr zu kaufen. Die ersten Firmen spüren schon Auswirkungen.
Demonstranten in Seoul halten Schilder mit der Aufschrift "Wir verurteilen den japanischen Premierminister Shinzo Abe"
Foto: Ahn Young-Joon / AP / DPA
Im neuen Handelskonflikt zwischen Japan und Südkorea boykottieren immer mehr Südkoreaner Produkte aus dem Inselstaat. Allein die Verkäufe der japanischen Modekette Uniqlo sollen der Zeitung "Korea Herald" zufolge seit der zweiten Juliwoche um 40 Prozent eingebrochen sein. Einige der großen Handelsketten in Südkorea strichen japanische Produkte aus ihren Rabatt-Angeboten. Schilder in Supermärkten riefen zum Boykott japanischer Waren auf.
Die Regierung in Tokio hatte am Freitag angekündigt, ab dem 28. August mit Südkorea erstmals ein Land von seiner "weißen Liste" zu streichen. Darauf stehen mehr als zwei Dutzend Länder, die die geringsten Handelsbeschränkungen genießen, darunter Deutschland, Großbritannien und die USA.
Boykott-Aufruf in einem südkoreanischen Supermarkt
Foto: YNA / DPA
Mit der Streichung müssen sich Firmen aus Südkorea künftig auf mehr Bürokratie einstellen. Vorzugsbehandlungen oder der einfachere Bezug von Produkten, die für militärische Zwecke benutzt werden können, fallen weg. Das könnte den Handel der zwei Länder, die beide als Sicherheitspartner der USA gelten, bremsen. Zuvor hatte Japan bereits striktere Exportkontrollen für Materialien zur Chip-Produktion verhängt.
Weniger japanische Autos verkauft
In Südkorea ist nun auch der Absatz japanischer Autokonzerne eingebrochen. Toyota verkaufte im Juli 32 Prozent weniger Fahrzeuge, Honda musste sogar ein Minus von 34 Prozent verkraften. Das geht aus neuen Daten des südkoreanischen Verbandes der Autoimporteure hervor. "Die Besucherzahlen in den Autohäusern sinken, während die Verbraucher mit der Unterzeichnung von Verträgen warten", sagte ein Vertreter von Honda Korea.
Außerdem kündigten die zwei größten koreanischen Fluglinien an, ihren Flugverkehr nach Japan aufgrund sinkender Nachfrage zu reduzieren. Asiana Airlines will ab September auf den Routen von Seoul nach Fukuoka, Okinawa und Osakaauf kleinere Flugzeugmodelle umsteigen. Korean Air teilte mit, ab September werde die Flugverbindung zwischen Busanund Sapporo eingestellt.
Tausende demonstrieren in Seoul
Die Spannungen schlagen auch auf die Finanzmärkte durch: Die koreanische Börse verlor zum Wochenauftakt 2,6 Prozent und fiel auf den niedrigsten Stand seit mehr als drei Jahren. Der japanische Nikkei-Index schloss 1,7 Prozent niedriger und rutschte auf ein Zwei-Monats-Tief ab.
Am Wochenende versammelten sich nach Angaben des "Korea Heralds" fast 15.000 Menschen in Seoul zu einer Mahnwache mit Kerzenlicht, um gegen die Maßnahmen der japanischen Regierung zu protestieren.
Südkorea nannte Japans Vorgehen politisch motiviert. Hintergrund ist ein Disput über die Entschädigung koreanischer Zwangsarbeiter während Japans Kolonialherrschaft von 1910 bis 1945. Der Oberste Gerichtshof in Südkorea hatte im vergangenen Jahr in separaten Verfahren Nippon Steel und den Schwerindustriekonzern Mitsubishi Heavy Industries angewiesen, Schadensersatz an ehemalige Zwangsarbeiter zu zahlen. Japan reagierte empört und erklärte, dass bereits 1965 eine Einigung erzielt worden sei.