Nach nur einem Jahr Ex-General Kujat gibt als Aufsichtsratschef bei Heckler & Koch auf

Der prominente frühere Bundeswehrgeneral Kujat diente Heckler & Koch als Aushängeschild. Nach nur einem Jahr als Chefkontrolleur hat er beim angeschlagenen Waffenhersteller hingeworfen.
Harald Kujat - Opfer der neuen Eigentümerstruktur beim Waffenhersteller?

Harald Kujat - Opfer der neuen Eigentümerstruktur beim Waffenhersteller?

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Wolf von Dewitz/ DPA

Der Machtkampf beim Waffenhersteller Heckler & Koch kostet einen prominenten Ex-Soldaten den Job. Der frühere Generalinspekteur der Bundeswehr Harald Kujat tritt als Aufsichtsratsvorsitzender der Firma zurück. Er habe die Gesellschafter hierüber informiert, teilte der 78-Jährige mit. Bis zur Hauptversammlung am 27. August bleibe er noch im Amt.

Kujat war erst im Sommer 2019 auf den Posten gekommen. Für den altgedienten Militär mit früheren Spitzenfunktionen in der Bundeswehr und der Nato war es die erste Tätigkeit in der freien Wirtschaft. Grund für seinen Rücktritt dürften neue Mehrheitsverhältnisse unter den Firmeneigentümern sein.

Im Dezember hatte es bereits einen Abwahlantrag gegen Kujat gegeben. Der scheiterte jedoch am Widerstand des damaligen Mehrheitseigentümers Andreas Heeschen. Die Luxemburger Finanzholding CDE hatte den früheren Soldaten aus dem Aufsichtsgremium entfernen wollen. Nun hat Heeschen, dank dessen Unterstützung Kujat den Posten bekam, offenbar verloren.

Vergebliche Hoffnung auf Regierungs-Veto

Hinter CDE steckt der Franzose Nicolas Walewski, der ab 2015 nur ein relativ kleines Aktienpaket am Waffenhersteller hielt. Mitte Juli konnte er jedoch auf rund 60 Prozent aufstocken. Zuvor hatte er die Mehrheit von seinem Widersacher Heeschen übertragen bekommen, da dieser im Jahr 2015 Aktien an CDE verpfändet hatte.

Der Deutsche hoffte vergeblich darauf, dass die Bundesregierung gegen die Übernahme durch die ausländische Firma ein Veto einlegen würde und er seine Anteilsscheine behalten könnte. Nach dem Scheitern dieses Plans - die Aktienmehrheit wurde vor zwei Wochen überschrieben - ist nun auch für Kujat Schluss.

Der pensionierte Militär hatte bei H&K von Beginn an einen schweren Stand. So bekam er bei seiner Wahl im Sommer 2019 nur 94,3 Prozent der Stimmen der anwesenden Aktionäre - was angesichts üblicher 99,9 Prozent-Voten bei H&K ein mieser Wert war. CDE nahm an der damaligen Abstimmung gar nicht teil.

Kujat bleibt in Rücktrittsbegründung vage

Kujat selbst begründete seinen Rücktritt nur vage und teilte mit: "Ich habe diese Aufgabe übernommen, weil es mir ein Anliegen war, ein für unsere Sicherheit und die bestmögliche Ausrüstung der Bundeswehr wichtiges Unternehmen mit unabhängiger Kontrolle und Beratung zu unterstützen und auf diese Weise den Sicherheitsinteressen unseres Landes zu dienen." Er sei aber nur dazu bereit, Verantwortung für ein Unternehmen zu tragen, wenn es mit seinen Überzeugungen und Grundsätzen im bisherigen Dienst für Deutschland vereinbar sei. Wer Kujats Nachfolger werden soll, ist noch nicht bekannt.

Heckler & Koch stellt Pistolen, Gewehre und Granatwerfer her, neben der Bundeswehr sind andere Nato-Armeen Kunde sowie die Polizei. 2019 konnte nach zwei Verlustjahren wieder ein kleiner Gewinn gemacht werden, der Umsatz zog auch Anfang 2020 deutlich an. Dennoch bleibt die Situation wegen der nach wie vor hohen Schulden angespannt. Qualitätsmängel beim Sturmgewehr G36 belasten die Firma zusätzlich.

apr/dpa
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