Haribo übt Selbstkritik "Den Goldbären aus den Augen verloren"
Beim Süßwarenproduzenten Haribo liefen die Geschäfte zuletzt schlechter. Manager Andreas Patz will sich deshalb wieder stärker aufs Kerngeschäft konzentrieren - und lästert in einem Interview über Light-Produkte.
2018 brach der Umsatz bei Haribo kräftig ein. Inzwischen hat sich der Fruchtgummihersteller wieder gefangen, wie Geschäftsführer Andreas Patz in einem Interview mit dem "Handelsblatt" sagte. Zum Jahresende rechne das Unternehmen wieder mit drei Prozent Wachstum. "Wir haben uns wieder in die Erfolgsspur zurückgekämpft."
Im Kampf um die Kunden will sich Haribo nun wieder stärker auf seine Klassiker wie Goldbären oder Color-Rado stützen. "Wir haben unsere Topprodukte wie den Goldbären aus den Augen verloren", sagte Patz. Seine Vorgänger hätten zu sehr auf Nischenprodukte wie zuckerreduzierte Fruchtgummis gesetzt. Die Kunden wollten aber "nicht ständig daran erinnert werden, dass der Kauf einer Süßware nicht unbedingt eine rationale Entscheidung ist".
Haribo sieht eigene Werbegelder falsch eingesetzt
Der Marktführer im Fruchtgummimarkt hatte im vergangenen Jahr laut "Handelsblatt" in Deutschland einen starken Umsatzrückgang von fast zehn Prozent hinnehmen müssen, während Konkurrenten wie Katjes oder Storck zweistellige Zuwächse erzielten. Das sei zum Großteil auf eigene Fehler zurückzuführen, sagte Patz. So seien die Werbebudgets erfolglos auf zuckerreduzierte Fruchtgummis konzentriert worden.
Zusätzliche Probleme seien durch die Umstellung des Warenwirtschaftssystems auf SAP entstanden. Haribo habe hier die Komplexität der Umstellung unterschätzt. Dies habe zeitweise zu Lieferausfällen "bis zu zehn Prozent und darüber" geführt.
Haribo hatte zuletzt durch den Umzug seines Firmensitzes aus Bonn in die Grafschaft im Umland für Schlagzeilen gesorgt. In einem SPIEGEL-Gespräch versicherte Hans Guido Riegel 2018: "Sie können davon ausgehen, dass unsere Innovationen nicht bei der Lakritzwickelmaschine stehen geblieben sind." Dennoch bedauerte Riegel dort etwas die Zögerlichkeit des Unternehmens, etwa bei den Geschäften auf dem chinesischen Markt. "Die Chinesen beherrschen das Onlinegeschäft wie kein anderer. Da können wir alles für unser internationales Geschäft lernen. Wir hätten das schon vor drei Jahren forcieren sollen", sagte Riegel.
Trotz der jetzigen Rückbesinnung auf alte Erfolgsrezepte: Für den früheren Markenbotschafter Thomas Gottschalk soll es kein Comeback geben. Patz sagte: "Die Zeiten der großen Samstagabendshows, zu denen sich die ganze Familie vor dem Fernseher versammelt, sind vorbei."
apr/dpa