Hauptversammlung Brasilianische Fischer wollen gegen ThyssenKrupp-Werk protestieren

Dem Stahlkonzern ThyssenKrupp steht eine hitzige Hauptversammlung bevor: Brasilianische Fischer fordern Ausgleichszahlungen im Zusammenhang mit dem Bau eines neuen Stahlwerks in der Nähe Rio de Janeiros. Die Fischer beklagen Umweltschäden und Verdienstausfälle von bis zu 80 Prozent.
ThyssenKrupp-Hauptverwaltung (in Duisburg): Bei der Hauptversammlung droht Ärger

ThyssenKrupp-Hauptverwaltung (in Duisburg): Bei der Hauptversammlung droht Ärger

Foto: ddp

Bonn - Brasilianische Fischer wollen am Donnerstag bei der ThyssenKrupp  -Hauptversammlung in Bochum gegen ein fast fertiggestelltes Werk des größten deutschen Stahlproduzenten in ihrer Heimat protestieren. Die Fischer fordern von dem Unternehmen unter anderem Ausgleichszahlungen für Umweltschäden und Verdienstausfälle, berichtete der Geschäftsführer des Dachverbands der kritischen Aktionäre und Aktionärinnen, Markus Dufner, am Mittwoch in Bonn.

Bei den Fischern in der Bucht von Sepetiba bei Rio de Janeiro sei es zu Verdienstausfällen von bis zu 80 Prozent gekommen. Hintergrund sei unter anderem ein durch die Bauarbeiten ausgelöstes Fischsterben. Zur Höhe der geforderten Ausgleichszahlungen wollten Sprecher der Organisationen keine Angaben machen.

Das Unternehmen wies die Vorwürfe zurück. In der Bucht bereits vorhandene Schadstoffe seien bei den Bauarbeiten versiegelt worden, so dass sich die Artenvielfalt sogar verbessert habe, sagte ein Sprecher. "Lediglich eine kleine Minderheit protestiert gegen das Stahlwerk und konfrontiert ThyssenKrupp seit zwei Jahren mit immer gleichen Vorwürfen, die jeglicher Grundlage entbehren", hieß es in einer Stellungnahme des Unternehmens. ThyssenKrupp habe zudem ein Programm zur Verbesserung der Infrastruktur in der betroffenen Region mit umgerechnet rund 3,5 Millionen Euro finanziert.

Diskussion um Kostenüberschreitung und Bau-Verzögerungen

Das Stahl-Werks-Projekt in Brasilien werde voraussichtlich zu einem der wichtigsten Themen auf der Hauptversammlung des Konzerns zählen, sagte Thomas Hechtfischer von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) in Düsseldorf. Der Vorstand müsse sich auf eine Diskussion zu Kostenüberschreitungen und Verzögerungen beim Bau des neuen Stahlwerks gefasst machen.

Das "Handelsblatt" hatte in dieser Woche berichtet, dass die Projektkosten für das Werk von zuletzt geplanten 4,7 Milliarden Euro auf 5,96 Milliarden gestiegen seien. Das Unternehmen hatte sich zu diesen Zahlen nicht geäußert.

Vertrauensleute der Stahlsparte haben zudem Widerstand gegen die Zahlung einer Dividende durch den mit einem Vor-Steuer-Verlust von 2,3 Milliarden Euro im zurückliegenden Geschäftsjahr 2008/2009 (30.9.) tief in die roten Zahlen gerutschten Konzern angekündigt. Durch die geplante Dividende von 30 Cent je Aktie sollen knapp 140 Millionen Euro aus den Rücklagen an die Aktionäre ausgeschüttet werden.

Erstmals will das Unternehmen seinen Aktionären bei der bevorstehenden Hauptversammlung das System zur Vergütung der Vorstände zur Abstimmung vorlegen. Hintergrund sind neue Vorschriften zur Managervergütung, die kurzfristiges Renditedenken und Boni- Exzesse eindämmen sollen. Das im Sommer vergangenen Jahres verabschiedete Gesetz gilt allerdings nur für ab dem 1. Januar 2010 neu berufene Vorstände.

luk/dpa
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