Profite mit Trump Empörung über HeidelbergCement-Chef wegen Mauer-Spruch

Grenzzaun zwischen den USA und Mexiko
Foto: Matt York/ APNach der überraschenden Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten ist die Welt in Aufruhr. Ökonomen rätseln über seinen Wirtschaftskurs, Unternehmen halten sich vorsichtig zurück. Nicht so Bernd Scheifele. Der Chef des deutschen Dax-Konzerns HeidelbergCement hat schon seine Geschäftschancen ausgerechnet: Werde Trump wie angekündigt eine Mauer an der Grenze zu Mexiko bauen, werde sie "nicht aus Holz gebaut, sondern aus Zement", frohlockte Scheifele. Dafür erntet der Konzernchef nun entsetzte Kommentare.
Die Mauer zu Mexiko war eins von Trumps Wahlversprechen. Mexiko soll sogar gedrängt werden, die Mauer selbst zu bezahlen, um seine Bürger vom Auswandern in die USA abzuhalten.

HeidelbergCement-Chef Bernd Scheifele
Foto: Uwe Anspach/ picture alliance / dpaKonzernchef Scheifele sah sogleich eine Gelegenheit, Geld zu verdienen. "Mittelfristig bin ich positiv gestimmt", sagte er kurz nach der Wahl. Die USA würden unter Trump mehr in Infrastruktur investieren. Und bei einer Mexiko-Mauer "wären wir in Texas und Arizona nicht schlecht bedient", schließlich habe man dort eigene Zementwerke.
In den sozialen Medien sorgte Scheifeles Vorfreude für Spott, Hohn und Unverständnis. Viele Menschen beschämte der Vorstoß des Heidelberg-Chefs:
German company offering support for #Trump wall to #Mexico. On the day Germany's #wall fell down. Shameful https://t.co/0n6Lm2msBU
— Hanne May (@may_power_day) November 10, 2016
Der Herr Scheifele von HeidelbergCement scheint ganz ein Schlauer zu sein. Er weiß folgendes zu Trumps Sieg äußern zu...
Posted by Kirsten Funck on Wednesday, November 9, 2016
Anderen, wie einem studentischen Arbeitskreis, der sich kritisch mit der ökonomischen Lehre beschäftigt, stockte der Atem oder sie fühlten sich sprachlos angesichts solcher Aussagen:
(de) HeidelbergCement bietet sich nach den #USElections2016 als Lieferant für Trumps Mauer an. Die Aktie gewinnt heute knapp 5 Prozent. Uns stockt der Atem. #econews
Posted by AK Real World Economics Heidelberg on Wednesday, November 9, 2016
Zynismus wird dem Dax-Konzern nun vorgeworfen. Manche Kommentatoren hatten das Gefühl, hier nicht mehr zwischen echten Nachrichten und Satire unterscheiden zu können:
Willkommen in Trumpworld: Wenn normale Nachrichten sich wie Satire anhören. https://t.co/lYXRhCUgyH
— Christophe Chan Hin (@incredibul) November 10, 2016
Keine Ente von .@derpostilion: Endlich mal wieder eine große Mauer HeidelbergCement will vom Trump-Sieg profitieren https://t.co/UtEiySxX9U
— Klaus Segatz 📯 • 🏴☠️🇺🇳🇪🇺🇩🇪🇺🇦🇫🇮 (@KPSegatz) November 9, 2016
Gerade als deutschem Konzern dürfte HeidelbergCement die Kritik zusetzen, kein Verständnis der deutschen Geschichte mitzubringen:
Das nenne ich einen Marketing-Coup, gerade heute am 9.November. "... Manch ein deutscher Konzernchef auch Gutes am...
Posted by Matthias Stege on Wednesday, November 9, 2016
Auf jeden Fall wäre der Konzern mit seinen gerade vorgelegten Quartalsergebnissen kaum aufgefallen ohne seinen Affront. Ob dies allerdings positiv wirkt, stellt selbst ein PR-Berater in Zweifel:
Ringen um jede Form der Aufmerksamkeit. Anders kann man das nicht erklären #failedpr https://t.co/MJGskvD0g3
— Stefan Kilpper (@stefankilpper) November 10, 2016
Dem Aktienkurs des Heidelberger Unternehmens gaben Scheifeles Worte zusammen mit den neuen Geschäftszahlen am Mittwoch schon einmal kräftig Auftrieb. Der Konzernchef sieht denn auch kein Problem, das er aus der Welt schaffen müsste. Er steht zu seinen Worten, will sie weder abmildern noch näher erklären. "Aus unserer Sicht wurde gestern bereits alles zu dem Thema gesagt", kommentierte ein Konzernsprecher auf Nachfrage von SPIEGEL ONLINE.