Streit über Neuausrichtung Betriebsrat soll VW-Chef Diess das Vertrauen entzogen haben

Herbert Diess
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Der mächtige Betriebsrat von VW soll Konzernchef Herbert Diess infrage gestellt haben. Das berichtet das »Handelsblatt« . Bei einer Besprechung in der vergangenen Woche hätten führende Arbeitnehmervertreter Diess ihr Misstrauen ausgesprochen.
Vorbereitet sei außerdem, dass sich der Vermittlungsausschuss im Aufsichtsrat mit der Vorstandsbesetzung befasse. Dass solche Verfahrensschritte förmlich schon eingeleitet worden seien, dementierte eine Quelle. Man sei jedoch zunehmend irritiert vom Verhalten des Konzernchefs.
Ein Sprecher des Aufsichtsrats erklärte, es werde eine Einigung gesucht: »Derzeit werden konstruktive und vertrauliche Gespräche geführt. Etwaige Ergebnisse werden zu gegebener Zeit mitgeteilt.« Die Porsche SE, über die die Familien Porsche und Piech die Mehrheit an dem Wolfsburger Konzern halten, wollte sich nicht äußern.
Die Stimmung bei dem Autokonzern ist bereits seit einigen Wochen schlecht. Betriebsräte bemängeln den Kommunikationsstil von Diess und fühlen sich von ihm laufend provoziert. Unterstützer des Managers halten mit Blick auf die Lage von VW am unterausgelasteten Standort Wolfsburg dagegen Weckrufe zur Kostensituation für angebracht.
An der für diesen Donnerstag geplanten Betriebsversammlung wollte er zunächst nicht teilnehmen, sondern einen Termin bei US-Investoren vorziehen. VW-Betriebsratschefin und Aufsichtsrätin Daniela Cavallo kritisierte Diess deshalb ungewöhnlich scharf und warf ihm vor, sich gerade in der aktuellen Gemengelage aus Produktionsausfällen und Branchenwandel nicht für die Sorgen der Belegschaft zu interessieren. Später kündigte der Manager dann doch sein Erscheinen an.
Kern des Streits ist nach Angaben aus Konzernkreisen die von Diess verlangte Geschwindigkeit beim Umbau des Konzerns. Zuletzt hatte der Vorstandsvorsitzende durch Äußerungen für Unruhe gesorgt, in Deutschland stünden bis zu 30.000 Arbeitsplätze auf der Kippe, sollte der Umbau nicht schnell genug gelingen. Im Fokus steht dabei das Wolfsburger Stammwerk, das um seine Auslastung bangt.