Illegal geschlagenes Holz Holzverarbeiter verliert FSC-Siegel
Das FSC-Siegel steht für nachhaltig erzeugtes Holz. Immer wieder aber gibt es Zweifel. Jetzt verliert ein österreichischer Holzverarbeiter sein Label.
Von
Nils Klawitter
Gerodeter Hügel in Rumänien
Foto: DANIEL MIHAILESCU/ AFPDem österreichischen Unternehmen Holzindustrie Schweighofer ist das FSC-Zertifikat entzogen worden. Schweighofer, mit 650 Millionen Euro Umsatz einer der größten Holzverarbeiter Europas, darf ab sofort nicht mehr behaupten, sein Holz entspreche den nachhaltigen "controlled wood"-Richtlinien des Forest Stewardship Council (FSC). Der Entzug des renommierten Siegels, ein ebenso drastischer wie seltener Schritt, kommt nicht völlig unerwartet.
Umweltschützer wie der WWF und die amerikanische EIA verdächtigen den hauptsächlich in Rumänien operierenden Konzern schon länger, der Motor des dortigen, oft illegalen Kahlschlags zu sein. 400.000 Hektar, rund sechs Prozent der Waldfläche des Landes, sind laut rumänischem Rechnungshof seit der Wende ohne Genehmigung abgeholzt worden. Obwohl Beamte in Schweighofers rumänischen Sägewerken bereits offenbar illegales Holz entdeckt hatten, bekamen die Österreicher Anfang 2016 ein umfassendes FSC-Zertifikat. Gegen dieses Zertifikat, das die österreichische Prüffirma Quality Austria ausgestellt hatte, legte der WWF allerdings Beschwerde ein. "Dass sich ein Umweltsünder wie Schweighofer hinter scheinbaren Gefälligkeitsgutachten verstecken konnte, war unerträglich", so WWF-Forstexperte Johannes Zahnen.
Der Protest zeigte Wirkung: Nachdem die österreichische Prüffirma, die Fragen unbeantwortet ließ, kürzlich wegen Auditmängeln im Schweighofer-Fall von FSC-Prüfungen suspendiert wurde, blieb ihr nun offenbar nichts anderes übrig, als die Reißleine zu ziehen und Schweighofers FSC-Zertifikat auszusetzen. Wie prekär die Prüfungen der Österreicher allerdings liefen, verrät eine knappe Meldung des FSC: Der Auditing-Prozess, heißt es darin, war "ungenügend" und nicht geeignet, Verstöße von Schweighofer festzustellen.
Selbst ein Sprecher des Holzunternehmens räumt ein, die Kontrolleure hätten für das FSC-Audit nur vier Tage gebraucht. Das Unternehmen allerdings verfügt über diverse Standorte in Rumänien und Österreich.
Schweighofer sieht sich zu Unrecht am Pranger und beteuert, "alle erdenklichen Anstrengungen" zu unternehmen, um Kunden mit Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft zu beliefern. Wie glaubhaft dies ist, wird eine größere Untersuchung des FSC zu Schweighofers Holzbeschaffung zeigen, die im September abgeschlossen sein soll.
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