Hundekrieg in Duisburg Auf ihn mit Gebell!

Norbert Zajac: Noch trägt er Hunde nur auf dem T-Shirt
Foto: Frederic SpohrEin Krokodil zu fangen, macht Norbert Zajac keine Probleme: Er legt einen Sack ins Gehege, wartet, bis sich das Tier verbeißt, wirft den Stoff über das Reptil - und schon hat er den Kampf gewonnen. Angst vor Raubtieren hat er eh nicht.
Unwohl fühlt sich Zajac dagegen in der Gesellschaft militanter Tierschützer. Die könnten ihm auch gefährlicher werden als ein Krokodil. Zajac ist Zoohändler in Duisburg. Nicht irgendeiner, sondern ein sehr erfolgreicher. Nach eigenen Angaben betreibt er die größte Tierhandlung der Welt. Etwa 3000 unterschiedliche Arten hat er im Angebot und mehr als 33.000 verschiedene Artikel. Wobei die Tiere bei ihm irgendwie ja auch Artikel sind.
Neben Krokodilen verkauft Zajac Äffchen, Füchse und Nasenbären. Jetzt will der Duisburger auch Hunde ins Sortiment aufnehmen. Ausgerechnet Hunde! Die sind zwar nichts Besonderes, aber Zajac bricht damit ein Tabu. Vor 20 Jahren verzichtete der Zentralverband der Zoohändler offiziell auf den Verkauf von Hunden. Die Begründung: Eine Tierhandlung kann den besonderen Ansprüchen der Tiere nicht gerecht werden.
Zajac will nun das Gegenteil beweisen. Und weil er nicht Mitglied im Verband ist, macht er es einfach. In seine Hundeanlage investiert er mehr als eine halbe Million Euro. Ab Anfang kommenden Jahres will er neun Wochen alte Welpen aufkaufen und weiter vermitteln. Wenn es gut läuft, sollen so rund 1000 Hunde pro Jahr an Herrchen und Frauchen gebracht werden. So etwas nennt man wohl einen Massenbetrieb.
Angst vor traumatisierten Hunden
Für Tierschützer und Hundefreunde ist das ein Horrorszenario. Seit Zajac eine Pläne bekanntgab, versammeln sie sich regelmäßig zu Protesten vor seinem Areal, das die Fläche eines Fußballfeldes hat. Ein großer Futtermittelhersteller hat seinen Stand bei Zajac abgebaut und kündigte die Geschäftsbeziehungen.
Glaubt man der Koalition der Traditionalisten, wird Zajacs Zoohandel bald zu einer Brutstätte für traumatisierte Hunde: Dort, heißt es von Seiten der Tierschützer, würden sie ohne Bezugsperson aufwachsen, seien von den anderen Tieren gestresst und würden auch noch von den Kindern begafft, schlimmstenfalls sogar angefasst. Hinzu komme: Weil die Welpen so süß seien, animierten sie zu unüberlegten Spontankäufen. Marius Tünte, Sprecher vom Tierschutzbund sagt mit empörter Stimme: "Der Hund wird hier zu Ware."
In der Tat ist noch offen, woher die Tiere kommen sollen. In Deutschland werden jährlich etwa 500.000 Hunde verkauft. Doch nur etwa jeder fünfte davon stammt von einem zertifizierten Züchter. Nun sind längst nicht alle Hunde von Züchtern ohne Zertifikat verwahrlost oder traumatisiert. Doch die Gefahr, dass mit den Tieren skrupellos umgegangen wurde, besteht. Udo Kopernik, Geschäftsführer beim Verband für das Deutsche Hundewesen, sagt: "Ein seriöser Züchter würde einen Wurf nie an eine Zoohandlung verkaufen. Er will wissen, wer die Tiere weiter hält." Auch Tierheime würden so verfahren.
Zoohändler Zajac sagt dagegen, viele Tierheime würden Menschen schlimmer kontrollieren als die Stasi. Er selbst sieht sich eh als Tierfreund. Skeptiker lädt er gerne zu einem Rundgang ein, den er per Elektroroller absolviert. Laufen fällt ihm schwer, erst vor kurzem hat Zajac ein neues Knie aus Titan bekommen. "Neun Tage nach der Operation war ich wieder hier. Die Reha war mir zu doof," sagt er. Mit sich selbst geht Zajac nicht unbedingt fürsorglich um.
"Ich bin nur die zweitbeste Lösung"
Die Tour mit Zajac ist wie eine Führung durch eine nachgebaute Arche Noah. Der Unternehmer hat immer expandiert. Er beschäftigt einen eigenen Bautrupp, der immer wieder neue Käfige für zusätzliche Tiere fertigmacht. Allerdings soll nach dem Aufbau des Hundeverkaufs Schluss mit dem Wachstum sein. "Dann habe ich alle Tiere", sagt er. Die Hunde wären dann so etwas wie die Vollendung seiner eigenen kleinen Schöpfung.
Dahinter steckt auch ein Geschäftskonzept. Zajac vergleicht seinen Laden gerne mit einem Autohaus: Oberklasse-Wagen sollen die kleineren Autos exklusiver aussehen lassen und Besucher anziehen - wie seine Tiere. Nur fünf Prozent der rund 20 Millionen Euro Umsatz erzielt er mit dem Verkauf von Tieren. Angeblich macht er noch nicht einmal Gewinn damit. Im Gegensatz zu den unendlich vielen Artikeln, die es für Tiere gibt.
Auch die Hunde sind für Zajac Oberklasse-Wagen, die Kunden ins Geschäft ziehen sollen. Verdienen will er an dem Zubehör, das die Hundebesitzer später bei ihm kaufen. Ein Halter gibt etwa 500 Euro pro Jahr für seinen Hund aus. Wenn die Besitzer für 100 Euro pro Jahr Zusatzmaterial bei ihm kaufen, rechnet er vor, mache er in drei bis fünf Jahren mit dem neuen Geschäft Gewinn.
Zajac ist bemüht, dass sein Tabubruch nicht allzu viel Kritik hervorruft. Er hat extra Personal eingestellt, das die Tiere betreut, entwurmt und impft. Auch eine zusätzliche Tierärztin ist dabei. Es gibt ein Außengehege und Spielzeug. Der Käufer bekommt sogar eine vierwöchige Gesundheitsgarantie. Die Stadt Duisburg lobt die gute Kooperation. Zajac nervt, dass viele seiner Gegner sich die Anlage nicht einmal angeschaut haben.
Die Frage, wo die Tiere herkommen sollen, bleibt aber ungeklärt. Zajac beschwichtigt, er würde sie von seinen Kunden selbst kaufen. Er traue sich zu, die schwarzen Schafe zu erkennen. Doch eine Einschränkung muss er dann doch machen: "Zu einem vertrauensvollen Züchter zu gehen, ist die beste Lösung. Ich bin nur die zweitbeste."