Knappheit verschärft sich Industriebetriebe kündigen wegen Materialmangel höhere Preise an

Ventilatoren-Herstellung bei EBM-Papst: Auch der Maschinenbau will die Leistungen verteuern
Foto: Christoph Schmidt / dpaDie Kosten für knappes, in der Produktion dringend benötigtes Material steigen weiter. Wegen dieser Entwicklung wollen deutsche Industriebetriebe dem Ifo-Institut zufolge nun auch die Preise erhöhen.
»Die stark gestiegenen Einkaufspreise für die Vorprodukte machen den Unternehmen weiterhin zu schaffen«, sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe zu einer Umfrage des Wirtschaftsforschungsinstituts. Die Preiserwartungen seien auf einen Rekordwert geklettert. Und: »Die Unternehmen geben die gestiegenen Einkaufspreise an ihre Kunden weiter.«
Beschaffungskrise gefährdet Aufschwung
Insbesondere in der Elektroindustrie und der Metallbranche könnten die Kunden von höheren Preisen betroffen sein, die zuletzt kräftig steigende Inflation dürfte in vielen Bereichen ihr Übriges tun. Auch die chemische Industrie und der Maschinenbau wollen ihre Leistungen verteuern. Vergleichsweise wenig Spielraum für Preiserhöhungen sehe hingegen die Autobranche.
Ein Ende der Entwicklung ist nicht absehbar, denn der Materialmangel in der deutschen Industrie hat sich zuletzt weiter verschärft: 69,2 Prozent der Firmen klagten im August über Engpässe und Probleme bei Vorprodukten und Rohstoffen – nach 63,8 Prozent im Juli sei hier ein Höchststand erreicht.
Nicht nur die Industrie, sondern auch viele Handwerker beklagen seit Monaten, dass dringend benötigte Rohstoffe und Vorprodukte fehlen oder verzögert geliefert werden: Chips für Auto-Bordcomputer genauso wie Dämmstoffe für Baustellen oder Holz für Möbel. Die Knappheit bremst Experten zufolge bereits die Erholung der deutschen Wirtschaft nach der Coronapandemie – und könnte auch das private Konsumverhalten nachhaltig ändern.
Experte Wohlrabe warnt, für die Produktion habe diese Entwicklung Folgen: »Die Beschaffungskrise stellt eine reale Gefahr für den Aufschwung dar.« Die Knappheit bei Halbleitern und Chips macht sich seinem Institut zufolge besonders bei den Autoherstellern und ihren Zulieferern bemerkbar und bei den Herstellern elektrischer Ausrüstungen. Trotz Entspannung beim Holzpreis stünden weiterhin sehr viele Möbelhersteller unter Druck.
Von der Mangelwirtschaft zuletzt besonders betroffen waren auch die Flutgebiete in Westdeutschland – obwohl Rohstoffe zum Wiederaufbau dort dringendst benötigt werden.