Wegen Branchenkrise IG Metall verzichtet auf konkrete Lohnforderung

2019 brachte der Metallindustrie das größte Minus seit der Finanzkrise – eine Wende ist nicht in Sicht. Die IG Metall kämpft in der aktuellen Tarifrunde deshalb vor allem für sichere Jobs.
IG-Metall-Warnstreik (Symbolbild): Die Gewerkschaft will in der Tarifrunde auf konkrete Lohnforderungen verzichten

IG-Metall-Warnstreik (Symbolbild): Die Gewerkschaft will in der Tarifrunde auf konkrete Lohnforderungen verzichten

Foto: LEON KUEGELER/ REUTERS

In der anstehenden Tarifrunde für die deutsche Metall- und Elektroindustrie will die IG Metall keine konkrete Lohnforderung stellen. Stattdessen solle mit den Arbeitgebern ein "Zukunftspaket" ausgehandelt werden, teilte der Erste Vorsitzende Jörg Hofmann mit.

Dem Vorschlag zufolge sollen die Arbeitgeber auf einseitige Maßnahmen zum Personalabbau, zur Verlagerung von Produkten mit Zukunftsperspektive und zur Schließung von Standorten verzichten. Stattdessen sollen kürzere Arbeitszeiten, Kurzarbeit und Weiterbildung angestrebt werden.

Im Gegenzug sei die IG Metall zu sofortigen Verhandlungen und Ergebnissen vor Ende der Friedenspflicht Ende April bereit. Die Gewerkschaft setzte den Unternehmen eine Frist bis zum 3. Februar, ob sie auf ein entsprechendes Moratorium eingehen wollen.

Der Schwerpunkt zur Beschäftigungssicherung war bereits bei den Auftaktsitzungen der regionalen Tarifkommissionen in den vergangenen Wochen deutlich geworden. Höhere Entgelte für die rund vier Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie sollen zwar ebenfalls durchgesetzt werden, stehen aber nicht im Mittelpunkt der gewerkschaftlichen Debatte.

Metallindustrie kämpft mit Produktionsrückgang

Der Verzicht auf eine konkrete Zahl ist kein Novum. Bereits 2010 hatte die Gewerkschaft angesichts der Wirtschafts- und Finanzkrise nach der Lehman-Pleite die Jobsicherung in den Vordergrund gestellt.

Derzeit schwächelt die Branche wieder: Die Produktion in der Metall- und Elektroindustrie ist im vergangenen Jahr deutlich zurückgegangen. Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall rechnet mit einem Minus von rund fünf Prozent. Gesamtmetall-Chefvolkswirt Michael Stahl sagte: "Das ist das größte Minus seit der Wirtschaftskrise 2009."

Eine Wende sei nicht in Sicht, sagte Stahl weiter. Treiber des Rückgangs sei vor allem die schwächelnde Autoindustrie. Aufgrund der rückläufigen Produktion seien zahlreiche Stellen abgebaut worden. Zwischen Januar und Oktober sei die Zahl der Angestellten um 16.000 gesunken. Zuletzt beschäftigte die Branche laut Gesamtmetall in Deutschland rund vier Millionen Menschen.

In der Tarifrunde will der IG-Metall-Vorstand nach bisherigen Planungen am 4. Februar eine Forderungsempfehlung aussprechen, ehe die Tarifkommissionen in den Bezirken das Paket am 20. Februar absegnen. Den finalen Beschluss will der Vorstand am 26. Februar treffen. Erste Verhandlungen mit den Arbeitgebern auf regionaler Ebene sollen Mitte März stattfinden. Der Tarifvertrag läuft zum 31. März aus, die Friedenspflicht endet am 28. April. Ab dem Folgetag sind erste Warnstreiks möglich.

brt/dpa/Reuters
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren