Im Visier von Fitch Rating-Agentur droht sechs Euro-Ländern mit Herabstufung

Fitch-Zentrale in New York: "Keine umfassende Lösung der Euro-Krise zu erreichen"
Foto: Justin Lane/ dpaLondon - Nun holt auch Fitch zum Rundumschlag in der Euro-Zone aus: Die Rating-Agentur warnte, die Kreditwürdigkeit von sechs Euro-Ländern bis Ende Januar zu senken. Belgien, Spanien, Slowenien, Italien, Irland und Zypern könnten innerhalb von drei Monaten herabgestuft werden. Die Top-Note Frankreichs ließ Fitch zwar unangetastet, senkte aber den Ausblick für das Land. Damit droht Frankreich zwar nicht unmittelbar der Verlust der besten Bonitätsnote, die Wahrscheinlichkeit, dass dies innerhalb der nächsten beiden Jahre geschehe, liegt laut der Rating-Agentur aber bei mehr als 50 Prozent.
Bereits Anfang vergangener Woche hatte Standard & Poor's (S&P)nahezu der gesamten Euro-Zone einschließlich Deutschland die baldige Herabstufung angedroht. Ähnlich wie S&P argumentiert Fitch nun mit den Ergebnissen des EU-Gipfels zur Euro-Rettung. Eine umfassende Lösung der Schuldenkrise sei damit weder technisch noch politisch zu erreichen.
Sollte die Rating-Agentur bei der Überprüfung der sechs Euro-Länder zu einem negativen Ergebnis kommen, würden die Staaten voraussichtlich um ein bis zwei Noten herabgestuft. Eine niedrigere Bonitätsnote bedeutet für ein Land zumeist, dass es teurer wird, neue Schulden aufzunehmen - im Regelfall muss es bei den Zinsen für das frische Geld spürbar höhere Risikoaufschläge bezahlen.
Frankreich verschonten die Bonitätswächter vor einer baldigen Abstufung, damit darf das Land sein Top-Rating vorerst behalten. Die AAA-Note werde vom Wohlstand und der breit gefächerten Wirtschaft des Landes getragen. Negativ sei allerdings, dass der Anteil der Schulden am Bruttoinlandsprodukts 2014 den Höchststand von 92 Prozent erreichen werde. Frankreich sei mehr als die anderen AAA-Länder der Euro-Zone durch die Schuldenkrise betroffen. Daher senkte Fitch den Ausblick für die französische Kreditwürdigkeit von stabil auf negativ.
Irland und Frankreich überraschen mit schlechten Wirtschaftsdaten
Am Donnerstag hatte das französische Statistikamt Insee gewarnt, dem Land stehe eine Rezession bevor. Die Behörde erwartet, dass die Wirtschaftsleistung im letzten Quartal 2011 und im ersten Quartal 2012 zurückgeht. Von einer Rezession ist die Rede, wenn die Wirtschaft in zwei aufeinanderfolgenden Dreimonatszeiträumen schrumpft. Da Insee für das zweite Quartal 2012 bereits wieder ein leichtes Wachstum prognostiziert, würde es sich nur um eine kurze Rezession handeln. Dennoch müsste Frankreich wahrscheinlich einen neuen Haushalt verabschieden, wenn sich die Prognose bestätigt.
Für Irland bedeutet die Drohung Fitchs einen erneuten Rückschlag. Am Morgen hatte das Land, das bereits auf Hilfen aus dem Euro-Rettungsschirm angewiesen ist, mit negativen Nachrichten überrascht. Das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte im dritten Quartal mit 1,9 Prozent fast viermal so stark wie von Analysten vorhergesagt. Steigende Exporte konnten laut dem Statistikamt in Dublin die wegen des harten Sparprogramms der Regierung schwächelnde Binnennachfrage nicht kompensieren.
Eigentlich galt Irland als der Musterschüler unter den kriselnden Euro-Staaten. Bereits im kommenden Jahr wollte sich das Land wieder auf dem Kapitalmarkt mit frischem Geld versorgen und damit nicht mehr auf den Rettungsschirm angewiesen sein. Trotz des Rückschlags gehen Experten davon aus, dass die Wirtschaft in diesem Jahr zum ersten Mal seit 2007 wieder wächst. Das von der Regierung erwartete Plus von einem Prozent dürfte allerdings verfehlt werden. Für 2012 rechnen Regierung und Analysten mit einem Wachstum von 1,3 Prozent.