Industrie Deutsche Produktion schrumpft überraschend

Die deutsche Wirtschaft hat im Februar den zweiten Monat in Folge weniger produziert. Die Exporte sind jedoch erneut gestiegen, allerdings brach der Handel mit Großbritannien ein.
Motorenwerk bei Opel: Produktionserwartungen sind trotz Rückgangs so hoch wie seit 30 Jahren nicht mehr

Motorenwerk bei Opel: Produktionserwartungen sind trotz Rückgangs so hoch wie seit 30 Jahren nicht mehr

Foto: Alex Kraus / Bloomberg / Getty Images

Die deutsche Industrie hat im Februar den zweiten Monat in Folge überraschend weniger hergestellt. Industrie, Bau und Energieversorger produzierten zusammen 1,6 Prozent weniger als im Vormonat, wie das Bundeswirtschaftsministerium mitteilte.

Ökonomen hatten dagegen einen Anstieg um 1,5 Prozent erwartet, nachdem es bereits im Januar ein Minus von zwei Prozent gegeben hatte. Im Vergleich zum Februar 2020, dem Monat vor dem Beginn der Coronaeinschränkungen, lag die Produktion um 6,4 Prozent niedriger.

Besser schlug sich der Außenhandel: Die Exporte wuchsen im Februar um 0,9 Prozent zum Vormonat und damit bereits den zehnten Monat in Folge, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Die Importe legten sogar um 3,6 Prozent zu.

Lieferengpässe drosseln Produktion

»Was derzeit auf der deutschen Industrie lastet, ist nicht ein Mangel an Nachfrage, es sind vielmehr Lieferengpässe bei Rohstoffen und Komponenten sowie knappe Transportkapazitäten, insbesondere auf der Route zwischen Asien und Europa«, kommentierte DekaBank-Ökonom Andreas Scheuerle den Produktionsrückgang. So klagt etwa die Autobranche über einen Mangel an Halbleitern. »Dieser Produktionsstau lässt wiederum die Auftragsbestände auf ein Rekordniveau ansteigen«, sagte Scheuerle. »Perspektivisch dürften vom Abarbeiten der Auftragsbestände und der Wiederbefüllung der Lager zusätzliche Konjunkturimpulse ausgehen.«

Hinzu kommt: Im Vergleich zur Dienstleistungsbranche geht es der Produktion auch in der Coronakrise immer noch gut. Und womöglich könnten der Industrie sogar rasch wieder noch bessere Zeiten bevorstehen: Ihre Produktionserwartungen sind aktuell so hoch wie seit 30 Jahren nicht mehr. Der entsprechende Indikator des Ifo-Instituts stieg im März um 8,9 auf 30,4 Punkte. »Die Auftragsbücher füllen sich, und es gibt immer noch einen Nachholbedarf nach dem Krisenjahr«, sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe. Nahezu alle Branchen kündigten demnach Produktionssteigerungen an. »Insbesondere die Auto- und die Elektroindustrie wollen ihre Produktion stark ausweiten.«

Exportlaune so gut wie seit 2011 nicht mehr

Trotz der anhaltenden Krise blicken viele produzierende Unternehmen dank wichtiger Handelspartner in Übersee optimistisch in die Zukunft. Nach dem historischen Einbruch 2020 dürfte die Weltwirtschaft dieses Jahr um 6,0 Prozent zulegen und damit so stark wie seit 1976 nicht mehr, sagt der Internationale Währungsfonds (IWF) voraus. Treiber sollen die beiden wichtigsten Abnehmer von Waren »Made in Germany« sein: die USA und China. Unter den Exporteuren schlägt sich dies in stark steigenden Exporterwartungen nieder. Der entsprechende Indikator des Ifo-Instituts stieg von 11,9 Punkten auf 24,9 Punkte – und damit auf den höchsten Wert seit Januar 2011.

Insgesamt verkauften die Exporteure im Februar Waren im Wert von 107,8 Milliarden Euro ins Ausland. Verglichen mit Februar 2020 waren das 1,2 Prozent weniger. Dabei sanken die Ausfuhren in die EU-Staaten um 0,3 Prozent, die in den Rest der Welt nahmen um 2,3 Prozent ab. Die Exporte nach Großbritannien fielen nach Inkrafttreten des Brexit-Handelsabkommens allerdings erneut kräftig, und zwar um 12,2 Prozent. Die Importe von dort brachen sogar um 26,9 Milliarden Euro ein.

apr/Reuters
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