Siebtes Auftragsplus in Folge
Industrie trotzt der Coronakrise
Trotz des zweiten Shutdowns verzeichneten deutsche Industrieunternehmen im November erneut mehr Aufträge. Viele Branchen kommen demnach mit der Produktion kaum hinterher.
BMW-Produktion in Leipzig: Bei den meisten Unternehmen geht die Produktion trotz des Shutdowns weiter
Foto: Jan Woitas/ dpa
Während das öffentliche Leben in Deutschland auf Sparflamme läuft, kommt die Industrie weiter gut durch die Krise. Das lassen zumindest neue Daten zur Auftragslage vermuten, die das Bundeswirtschaftsministerium veröffentlichte.
Demnach füllten sich die Auftragsbücher der Industrieunternehmen in Deutschland im November überraschend den siebten Monat in Folge. Inzwischen sind sie damit sogar dicker als vor Beginn der Coronakrise.
Das Neugeschäft wuchs vor allem wegen der höheren Nachfrage aus anderen Euroländern um 2,3 Prozent zum Vormonat, teilte das Ministerium mit. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten dagegen mit einem Rückgang von 1,2 Prozent gerechnet. Im Oktober hatte es noch ein Plus von 3,3 Prozent gegeben.
Durch die Aufholjagd ist das Vorkrisenniveau mittlerweile merklich übertroffen worden. Gemessen am Februar 2020, dem Monat vor Beginn der Einschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie, liegen die Bestellungen um 4,0 Prozent höher.
»Von einer Durststrecke gibt es keine Spur«, sagte der Chefvolkswirt des Bankhauses Lampe, Alexander Krüger, zu der Entwicklung. »Die Ordereingänge konnten im November ihren Erholungsprozess trotz Teil-Lockdown weiter fortsetzen«, betonte auch das Ministerium.
Geringfügig schwächer entwickelten sich die Auftragseingänge in den wichtigen Branchen Maschinenbau und Kfz-Industrie. »Dies wurde jedoch durch merkliche Zuwächse in den Bereichen sonstiger Fahrzeugbau, EDV- und optische Geräte sowie chemische Erzeugnisse kompensiert«, so das Ministerium.
Engpässe bei der Produktion
Die gute Industriekonjunktur nährt Hoffnungen, dass die Wirtschaft im vierten Quartal nicht allzu stark geschrumpft ist. Der seit November begonnene, zwischenzeitlich verschärfte und nun bis Ende Januar verlängerte Lockdown macht in erster Linie Dienstleistern und Innenstadthändlern zu schaffen.
»Bisher konnte die Produktion allerdings nicht mit der Auftragsvergabe Schritt halten«, sagte Chefökonom Krüger. »Härtere Lockdown-Maßnahmen dürften dies auch weiter verhindern.« Die Lockdown-Verluste im Dienstleistungssektor dürften daher nicht vollständig aufgefangen werden.
Die Industrie kann darauf bauen, dass das Auslandsgeschäft mit der erwarteten Erholung der Weltwirtschaft stärker in Schwung kommt. Die Weltbank etwa erwartet, dass die globale Wirtschaft in diesem Jahr um rund vier Prozent wachsen wird, nachdem sie 2020 wegen der Pandemie eingebrochen war.
Bereits im November legten die Auslandsaufträge mit 2,9 Prozent kräftiger zu als die aus Deutschland mit 1,6 Prozent. Dabei nahmen die Bestellungen aus der von der zweiten Pandemiewelle stark betroffenen Eurozone sogar um 6,1 Prozent zu, die aus dem restlichen Ausland dagegen nur um 0,9 Prozent.