Jahresvergleich Dax-Chefaufseher kassieren 21 Prozent mehr

Spitzenverdiener: Volkswagen-Chefaufseher Ferdinand Piëch kann mit 577.000 Euro rechnen
Foto: Sean Gallup/ Getty ImagesHamburg - Die Aufsichtsratschefs der Dax-Konzerne bekommen wieder mehr Geld: Im Durchschnitt zahlen die Unternehmen den Vorsitzenden ihrer Aufsichtsgremien in diesem Jahr 262.200 Euro. Nach einer Berechnung der Unternehmensberatung Towers Watson sind dies 21 Prozent mehr als 2009. Die Vergütung der Aufsichtsräte erreicht damit wieder das Vorkrisenniveau. Im vergangenen Jahr waren die Bezüge gegenüber 2008 um 15 Prozent gesunken.
Die Aufsichtsräte der größten deutschen Firmen sind kaum international besetzt: Obwohl das Grundkapital der Dax-Unternehmen sich zu 52 Prozent in ausländischem Besitz befindet, kommen nur 24 Prozent der Manager aus dem Ausland. Damit spiegelt sich die Vielfalt der Anteilseigner bisher nicht in den Aufsichtsräten wider.
Noch schlechter sieht es bei der Förderung von Frauen aus: Die Frauenquote in den Aufsichtsräten beträgt gerade einmal zwölf Prozent - und ist damit im Vergleich zu früher kaum angestiegen. Von 30 Dax-Unternehmen hat allein Henkel mit Simone Bagel-Trah eine weibliche Aufsichtsratsvorsitzende.
Unternehmen | Vorsitzender des Aufsichtsrats | 2010 | 2009 | Veränderung |
---|---|---|---|---|
Volkswagen | Ferdinand K. Piëch | 577.000 | 390.500 | +48% |
Siemens | Gerhard Cromme | 501.400 | 384.000 | +31% |
BASF | Eggert Voscherau | 478.000 | - | - |
E.on | Ulrich Hartmann | 433.900 | 453.000 | -4% |
Henkel | Simone Bagel-Trah | 400.000 | - | - |
RWE | Manfred Schneider | 354.900 | - | - |
Linde | Manfred Schneider | 338.200 | 316.900 | +7% |
SAP | Hasso Plattner | 330.000 | 220.000 | +50% |
BMW | Joachim Milberg | 301.700 | 175.000 | +72% |
Daimler | Manfred Bischoff | 291.300 | 293.600 | -1% |
Fresenius | Gerd Krick | 272.800 | 242.000 | +13% |
Bayer | Manfred Schneider | 270.000 | 270.000 | 0% |
Beiersdorf | Reinhard Pöllath | 260.500 | 227.500 | +15% |
Münchener Rück | Hans-Jürgen Schinzler | 258.000 | 268.000 | -4% |
Deutsche Bank | Clemens Börsig | 252.000 | 281.700 | -11% |
ThyssenKrupp | Gerhard Cromme | 245.400 | 263.700 | -7% |
Allianz | Gerhard Rupprecht | 229.000 | 224.500 | +2% |
MAN | Ferdinand K. Piëch | 228.400 | 118.000 | +94% |
Telekom | Ulrich Lehner | 226.900 | 73.400 | +209% |
Commerzbank | Klaus-Peter Müller | 215.000 | 239.000 | -10% |
Metro | Jürgen Kluge | 193.700 | 194.900 | -1% |
Lufthansa | Jürgen Weber | 188.500 | 75.000 | +151% |
Deutsche Börse | Manfred Gentz | 172.000 | 205.300 | -16% |
Deutsche Post | Wulf von Schimmelmann | 165.500 | 82.100 | +102% |
Adidas | Igor Landau | 160.000 | 138.871 | +15% |
Fresenius M.C. | Gerd Krick | 143.500 | 108.000 | +33% |
HeidelbergCement | Fritz-Jürgen Heckmann | 139.000 | - | - |
K+S | Ralf Bethke | 122.500 | 125.500 | -2% |
Merck | Rolf Krebs | 61.300 | - | - |
Infineon | Klaus Wucherer | 56.800 | 50.000 | +14% |
Dabei will die Wirtschaft eigentlich mehr Vielfalt im Aufsichtsrat. Zumindest befindet sich eine entsprechende Forderung im Deutschen Corporate Governance Kodex, den eine gleichnamige Regierungskommission unter Vorsitz von Commerzbank-Chefaufseher Klaus-Peter Müller im Mai 2010 verabschiedet hat.
Ebenfalls im Kodex: Die Forderung nach Zahlungen, die am langfristigen Erfolg des Unternehmens ausgerichtet sind. Weniger als die Hälfte der Dax-Konzerne gewähren den Aufsichtsräten eine solche Vergütung. Hier attestieren die Analysten von Towers Watson 18 Unternehmen Nachholbedarf.
"Diversity" in Dax-Aufsichtsräten
Geschlecht | Kapitalvertreter | Arbeitnehmervertreter | gesamt |
---|---|---|---|
männlich | 93% | 82% | 88% |
weiblich | 7% | 18% | 12% |
Für die Prognose der Auszahlungshöhe haben die Experten die Geschäftsentwicklung und aktuelle Satzungen untersucht. Feste Entlohnung, Tantiemen, langfristige Vergütungen und Extra-Zahlungen für die Arbeit in Ausschüssen und Teilnahme an Sitzungen wurden für die Gesamtvergütung addiert.
Nachtrag: Ein Sprecher der Telekom teilte am Dienstag mit, der genannte Wert für Ulrich Lehner sei falsch berechnet und deutlich zu hoch. "Die in der Satzung festgelegten fixen und variablen Vergütungsbestandteile liegen jeweils deutlich unter den von Towers Watson unterstellten Werten."