Hochspannungsleitung: Strom ist derzeit gefragt - unter anderem zum Heizen
Foto: dapdHamburg/Essen - Das Wetter schlägt Kapriolen - und beeinträchtigt die Energieversorgung in Europa. Nachdem Deutschland zu Wochenbeginn noch überschüssigen Strom nach Frankreich exportieren konnte, wurde es am Mittwoch auch hierzulande eng. Die Netzbetreiber mussten auf Reservekraftwerke zurückgreifen, um die Versorgung sicherzustellen. Das berichten die "Financial Times Deutschland" ("FTD") und das "Handelsblatt".
Laut FTD kam fast während des ganzen Tages der 220 Megawatt starke Block 3 des Erzeugers Großkraftwerk Mannheim zum Einsatz. Der Block gilt als Ersatzkraftwerk. Auch die sogenannte Kaltreserve in Österreich nahmen die Netzbetreiber demnach in Anspruch. Die Bundesnetzagentur hatte dort im vergangenen Sommer vorsichtshalber gut tausend Megawatt Leistung in älteren Öl- und Kohlekraftwerken zur Stabilisierung des deutschen Netzes reserviert.
Eine Sprecherin des Netzbetreibers Tennet, der im Nordwesten Deutschlands aktiv ist, bezeichnete den Schritt laut "Handelsblatt" als "Vorbeugemaßnahme". Ähnlich äußerte sich ein Sprecher der Bundesnetzagentur. Anders als an den Vortagen leistete die Windenergie am Mittwoch nur vergleichweise geringe Beiträge zur Stromversorgung, während die Nachfrage angesichts der Kältewelle hoch blieb.
Auf die Reserven in Österreich hatten die Netzbetreiber schon einmal Anfang Dezember zurückgegriffen, auf die deutschen bislang noch nicht. Jetzt hat sich die Situation laut "Handelsblatt" aber deutlich verschärft.
Die Menge an Solar- und Windstrom schwankt
Die Probleme haben mehrere Gründe. Zum einen sind seit der Energiewende in Deutschland nur noch neun Kernkraftwerke am Netz. Die Netzbetreiber sind deshalb stärker auf Wind- und Solaranlagen angewiesen. Da die Strommenge dieser Energielieferanten je nach Wetterlage schwankt, hatte die Bundesnetzagentur im Rhein-Main-Neckar-Gebiet vier alte, eigentlich unrentable Kraftwerksblöcke als sogenannte Kaltreserve bestimmt und auch im benachbarten Österreich Reserven organisiert.
Ein weiterer Grund für die Engpässe ist die extreme Kältewelle. Sie hat die Energienachfrage in ganz Europa in die Höhe getrieben. Der russische Versorger Gazprom etwa hat zeitweise seine Lieferungen nach Europa zurückgefahren, um den heimischen Markt bedienen zu können. Laut "Handelsblatt" sind in Süddeutschland in den vergangenen Tagen zeitweise 30 Prozent weniger Gas angekommen. Einige Gaskraftwerke, die Strom produzieren, seien gedrosselt worden. In Deutschland gebe es zwar genügend Gas in Reservespeichern, zitierte die Zeitung einen Vertreter einer großen Gasgesellschaft. Die Speicher lägen aber in Norddeutschland - und bis das Gas nach Süddeutschland transportiert sei, vergingen ein paar Tage.
Zudem ist durch die Kältewelle auch die Stromnachfrage gestiegen, besonders in Frankreich, wo viel mit Strom geheizt wird. Das Land hatte deshalb zu Wochenbeginn sogar auf Strom aus Deutschland zurückgegriffen.
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Nur mit Hilfe von Eisbrechern ist auf den meisten deutschen Gewässern derzeit ein Fortkommen möglich: Dieser Eisbrecher verkehrt auf dem Dortmund-Ems-Kanal in Münster. Der frostige Winter hat viele Wasserstraßen in Nordrhein-Westfalen komplett zufrieren lassen.
Der Eisbrecher "Arkona" des Stralsunder Wasser- und Schifffahrtsamts begleitet den Frachter "Siderfly". In einigen Teilen der Ostsee Mecklenburg-Vorpommerns hat sich bis zu 15 Zentimeter dickes Eis gebildet. Der Schiffsverkehr zu den Häfen Wolgast, Virow und Stralsund verläuft in einer Rinne.
Ein Eisbrecher durchbricht in Minden auf dem Mittellandkanal den Weg durch das Eis. Die Binnenschiffer auf dem Wasserstraßenkreuz des Mittellandkanals und der Weser in Minden haben zunehmend mit dem Eis zu kämpfen. Für die kommenden Tage sagen die Meteorologen weiterhin frostige Temperaturen voraus.
Ein Taucher wagt sich in den zugefrorenen Kulkwitzer See in Leipzig. Durch zwei große Löcher im Eis stiegen die Mitglieder des Tauchsportvereins "Leipziger Delphine" zum Nachteistauchen in das vier Grad kalte Wasser. Die neun Taucher sichern sich jeweils paarweise an Leinen, um den Weg zurück zur Oberfläche zu finden. Das Tauchen unter einer Eisdecke bietet nach Angaben der Taucher eine große Faszination.
Die Eishockey-Profis der Hamburg Freezers spielen bei einem Show-Training auf der zugefrorenen Außenalster in Hamburg Eishockey. Die Außenalster darf seit Dienstag auf eigene Gefahr betreten werden. An den dicksten Stellen ist das Eis 20 Zentimeter stark.
Übung für den Ernstfall: Zwei Feuerwehrmänner ziehen auf dem Jungfernsee bei Potsdam eine scheinbar ins Eis eingebrochene Person in ein Schlauchboot. Feuerwehren aus Potsdam und Babelsberg übten die Eisrettung.
Eine Schlittschuhläuferin schiebt einen Kinderwagen über die zugefrorene Außenalster in Hamburg.
Kunst am Eis: In der Nähe der tschechischen Stadt Horschitz wurden Eisskulpturen geschaffen.
Hier ist jeder Schritt harte Arbeit: Eisformationen in der kroatischen Adria-Stadt Zengg.
Eisschnellläufer auf dem See "Grote Rietplas" bei Emmen in den Niederlanden: Er ist Teil der Route für die traditionsreiche "Elf-Städte-Tour". Das Eislaufrennen über die zugefrorenen Kanäle der Provinz Friesland wird jedoch nicht wie ursprünglich geplant am Wochenende stattfinden. Das Eis sei an vielen Stellen noch zu dünn und könne nicht betreten werden.
Schlittschuhläufer im niederländischen Woudsend.
Auch in Frankreich müssen sich Schiffe mit Eisschollen herumplagen, wie hier auf dem Canal du Nord bei Grand Gabarit in der Nähe von Marquion.
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