Kampf gegen Piraten Deutsche Reeder rüsten auf

Piratenüberfälle kosten deutsche Konzerne jedes Jahr Millionen. Um Schiff und Mannschaft besser vor Seeräubern zu schützen, setzen Reeder nun immer häufiger private Sicherheitskräfte ein. Mehr als ein Viertel schickt inzwischen bewaffnetes Personal auf See - offenbar mit Erfolg.
Containerschiff der Reederei Hamburg Süd: Sicherheitsdienst nur "zweitbeste Lösung"

Containerschiff der Reederei Hamburg Süd: Sicherheitsdienst nur "zweitbeste Lösung"

Foto: Marcus Brandt/ dpa

Hamburg - Trotz des Anti-Piraten-Einsatzes der EU kapern somalische Piraten immer wieder Handelsschiffe. Um sich dagegen zu schützen, setzen deutsche Reeder zunehmend auf private Sicherheitsleute. Laut einer Studie der Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers (PWC) haben mittlerweile 27 von 100 Reedereien bewaffnete Sicherheitskräfte an Bord - weitere sechs beschäftigten Schutzkräfte ohne Waffen.

Das Konzept der Aufrüstung scheint aufzugehen: Bislang sei keines der mit Sicherheitspersonal ausgestatteten Schiffe von Piraten attackiert worden. "Diejenigen, die einen Sicherheitsdienst an Bord haben, werden auch nicht angegriffen", sagte PWC-Manager Claus Brandt bei der Vorstellung der Untersuchung.

Der Verband Deutscher Reeder (VDR) bestätigte die Tendenz zu eigenen bewaffneten Kräften, bezeichnete sie aber als "zweitbeste Lösung". Die Bekämpfung der Piraterie sei laut Seerecht eine hoheitliche Aufgabe, deshalb sollten bewaffnete Kräfte auf See einen staatlichen Status haben.

Ein Drittel der 100 Schiffsbetreiber gab in der Befragung an, eines ihrer Schiffe sei schon einmal von Piraten angegriffen worden. Zwar sitzen Hunderte Verdächtige bereits im Gefängnis, doch trotz des Risikos kommen immer neue Seeräuber nach.

Gewinneinbrüche in diesem Jahr

Neben der Gefahr für die Besatzung sind auch die immensen Kosten für die Reedereien ein Problem. Zwischen zwei und zehn Millionen Dollar Lösegeld zahlen sie an die Piraten, um Schiffe freizubekommen.

Doch nicht nur die Kosten für Lösegeld schmälern die Gewinne: Auch aufgrund der harten Preiskämpfe in der Branche rechnen die deutschen Reedereien mit Gewinneinbrüchen in diesem Jahr. "Man muss davon ausgehen, dass die Ertragslage niedriger ausfallen wird", sagte PWC-Manager Brandt. 2010 hatten vor allem Containerreeder noch gut verdient. Branchengröße Hapag-Lloyd etwa fuhr 580 Millionen Euro Gewinn ein.

Einer der Auslöser des Preisverfalls gerade im Containertransport ist nach Beobachtung von Brandt der Trend zu immer größeren Schiffen, die bis zu 14.000 Container auf einmal befördern können. Diese Giganten der Meere machen billigere Transporte möglich.

seh/dpa/dapd
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