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Benko kauft Karstadt: Neuer Besitzer, bessere Zukunft?

Foto: Jens Büttner/ dpa

Neuer Warenhausbesitzer Benko wirft Berggruen bei Karstadt raus

René Benko wird nach SPIEGEL-Informationen neuer Karstadt-Eigentümer. Anders als bisher angenommen übernimmt der österreichische Immobilien-Investor alle Anteile des traditionellen Unternehmens - und beendet damit die unsägliche Ära Berggruen.

Die letzte Telefonkonferenz ist nur wenige Stunden her, jetzt ist die Entscheidung gefallen: Die österreichische Signa-Gruppe des Immobilien-Investors René Benko übernimmt auch die neben der Premium- und Sportgruppe verbleibenden Warenhäuser von Karstadt. Wie der SPIEGEL aus Verhandlungskreisen erfuhr, wird Benko mit Beginn der kommenden Woche neuer Eigentümer der Karstadt Warenhaus GmbH, in der 83 Karstadt-Filialen gebündelt sind.

Grundlage für die Übernahme ist allerdings nicht die bisher vielzitierte Call-Option aus dem vergangenen Jahr, sondern eine neu ausgehandelte Vereinbarung, die die Übernahme von 100 Prozent vorsieht. Zusätzlich zieht sich der bisherige Karstadt-Eigner Nicolas Berggruen vollständig aus den Premium- und Sport-Bereichen zurück, an denen er über seine Berggruen Holding noch Minderheitsanteile besaß. Gleiches gilt für seine Immobilienbeteiligungen an einzelnen Karstadt-Häusern. Für all das fließt nach SPIEGEL-Informationen kein Geld.

Wenn man so will, fliegt Berggruen damit hochkant bei Karstadt raus - und es wird zumindest unter den Mitarbeitern kaum jemanden geben, der das bedauert. Der deutsch-amerikanische Milliardär hatte den Konzern im Jahr 2010 nach der Insolvenz für einen Euro übernommen. Gleichzeitig versprach er der Politik, den Gewerkschaften und der Öffentlichkeit vollmundig Investitionen in Millionenhöhe und eine Modernisierung der traditionellen Kaufhäuser.

Eingelöst wurde davon nichts, im Gegenteil: Über die Jahre sah sich das Unternehmen mit Sparprogrammen, Stellenabbau und einer völlig verfehlten Sortimentspolitik konfrontiert. Statt zu investieren, bestand Berggruen darauf, Karstadt müsse sich aus eigenen Mitteln sanieren, er selbst aber zog über die Markenrechte jedes Jahr Millionen aus dem Konzern ab. Obwohl er damit unmittelbar für die derzeitige desaströse finanzielle Lage des Konzerns verantwortlich war, lies er am Mittwoch noch erklären, mit der Übernahme "den Weg für einen Neuanfang bei Karstadt freizumachen".

Mitarbeiter müssen sich auf weitere Sparrunden einstellen

Dass Benko Interesse an Karstadt hat, war seit Langem ein offenes Geheimnis - zumal das Unternehmen ohne den Immobilieninvestor längst hätte Insolvenz anmelden müssen: Im vergangenen Herbst hatte Benko 75,1 Prozent des operativen Geschäfts der Premium- und Sport-Gruppe übernommen , und nur durch die erste Tranche des Kaufpreises von insgesamt rund 300 Millionen hatte man bei Karstadt die notwendige Liquidität, um das Geschäft am Laufen zu halten. Außerdem erklärten sich die Warenkreditversicherer vor wenigen Wochen nur deshalb bereit, die Einkäufe für ein weiteres Jahr zu gleichen Konditionen abzusichern, weil Benko ihnen garantierte, im Herbst die zweite Tranche des Kaufpreises zu überweisen.

Unklar ist allerdings, was Benko mit der Übernahme des Warenhausgeschäftes langfristig plant. Bislang hatte sich die Signa-Gruppe hauptsächlich auf Immobilien-Investments konzentriert, mit dem Kauf von Karstadt scheint der Österreicher jetzt erstmals ins Handelsgeschäft einsteigen zu wollen. Klar ist nur: An einer Sanierung des Unternehmens kommt kein Eigentümer vorbei, die Mitarbeiter werden sich also auf weitere Sparrunden einstellen müssen.

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